Von Schönbrunn bis Stephansplatz: Wiens Christkindlmärkte unter der Lupe
Wer im Dezember durch Wien spaziert, kommt um sie nicht herum: Die Stadt wird von einem dichten Netz an Christkindlmärkten überzogen, das selbst den überzeugtesten Weihnachtsmuffel früher oder später erwischt. Ob am Heimweg von der Arbeit, beim Aussteigen aus der U-Bahn oder mitten in der Innenstadt, überall locken Punschdüfte und funkelnde Lichter die Menschen an. Und auch, wenn die Mischung aus Tradition, Tourismus und Trubel manchmal als zu viel empfunden wird: Ohne diese Märkte wäre Wien im Advent schlicht nicht vorstellbar. Heuer fiel der Startschuss bereits am 6. November, bis zum 21. November werden alle Märkte der Stadt geöffnet sein. Insgesamt warten 911 Stände, davon 180 Gastrostände, auf Besucher*innen. Es ist ein Angebot, das zugleich zur Unterhaltung, zum Bummeln und zum Einkaufen einlädt und wirtschaftlich enorme Bedeutung hat.
Wiens bekannteste Adventbühnen: Mehr als nur Touristen-Hotspots?
Der Christkindlmarkt am Rathausplatz ist der Markt für große Flächen, große Menschenmenge und große Gefühle. Am Rathausplatz befindet sich mit 96 Ständen, dem Eislaufplatz “Eistraum” und dem Herzerlbaum der wohl bekannteste Christkindlmarkt in Wien. Bis 26. Dezember drängen sich Einheimische und Tourist*innen gleichermaßen täglich von 10 bis 22 Uhr um Punsch, Selfies und Souvenirs. Viele der bekanntesten Weihnachtsmärkte Wiens sind vor allem für ihre einzigartige Kulisse beliebt. So auch das Weihnachtsdorf am Stephansplatz, das trotz touristischer Dichte neben der imposanten Szenerie nicht nur einen Foto-Spot, sondern auch Stände vieler regionaler Anbieter*innen anbietet. Wenn es sich um anschauliche Umgebungen handelt, kommen die Christkindlmärkte Schloss Schönbrunn und Schloss Belvedere im Sinn. Besonders für alle, die für barocke Architektur zu begeistern sind, eignet sich der Markt im Schloss Belvedere passend. Mit ruhigeren Ecken und vielen Kunsthandwerken steht das dortige Weihnachtsdorf für mehr Klasse als Kitsch. Schon etwas mehr Spektakel gibt es im Schloss Schönbrunn, das neben historischem Ambiente unter anderem einen stimmungsvollen Lichtergarten bietet. Mit vielen Lichtinstallationen beschmückt gehört der Christkindlmarkt in Schönbrunn zu den Topadressen für Tourist*innen und zugleich zu den umsatzstärksten der Stadt. Während Besucher*innen der Christkindlmärkte im Schloss eher mit Bestaunen beschäftigt sind, wird am Kunstadventmarkt bei der Karlskirche selbst angepackt. Der Kunstmarkt vor der Karlskirche mit Fokus auf handwerklichen Unikaten ist vor allem für originellere und kreativere Geschenkideen ein passender Ort. Statt nur entspannt Punsch zu trinken, kann hier selbst Kunst angefertigt werden. Von Schmiedeworkshops für Kinder bis zu dem Gestalten von Mosaikbilderrahmen bietet der Markt statt Massenware Kreativität und Familienerlebnisse.
Auch zu den bekanntesten und aufgrund der zentralen Lage stark besuchten Christkindlmärkten gehören unter anderem der Weihnachtsmarkt am Spittelberg, der 38. Altwiener Christkindlmarkt auf der Freyung sowie der Weihnachtsmarkt Am Hof. In den engen, verwinkelten Biedermeiergassen begeistert der Weihnachtsmarkt am Spittelberg mit vielen kleinen Ständen. Dieses Jahr wird der Weihnachtsmarkt zu einem “Öko-Event”: Es werden viele fair gehandelte, vegetarische, vegane oder nachhaltige Produkte angeboten. Einen gewissen Gegenpol zu den großen Weihnachtsmärkten wie den am Rathausplatz findet man am historischen 38. Altwiener Christkindlmarkt auf der Freyung, der mit Kunsthandwerken und einem vielseitigen Kinderprogramm für mehr Tradition und weniger Kommerz sorgt. Nicht weit weg davon zeigt sich auch der Weihnachtsmarkt Am Hof praktisch für ein schnelles Bummeln zwischen den Wienern Sehenswürdigkeiten. Zentral gelegen präsentieren mehr als 70 Aussteller*innen ihre Produkte sowie kulinarische Spezialitäten.
Moderne Alternativen für die Jugend
Abseits der Postkartenromantik haben sich auch moderne Märkte etabliert, die vor allem ein jüngeres Publikum anziehen und moderne Ideen hervorheben. In der Marx-Halle wird am 6. und 7. Dezember der X-Mas Markt stattfinden, der mit 186 Ständen unter anderem viele moderne und internationale Aussteller*innen vorstellt. Im Fokus stehen vor allem die Aspekte Slow Fashion und Second-Hand. Mit Schauwerkstätten, Workshops, einer Shiatsu-Lounge und einem eigenen Street Food-Bereich spricht der X-Mas Markt vor allem die Jugend an. Für Studierende und Jugendliche kommt ebenso das Weihnachtsdorf am Campus der Universität Wien in Frage, der für vorweihnachtliche Stimmung zwischen den Vorlesungen sorgt.
Bodenständig, regional, ruhig: Märkte mit Wiener Flair
Für alle, die Advent ohne Massenandrang suchen, bieten die Außenbezirke besinnliche Alternativen. Fern von klassischen Touristenrouten legt der Christkindlmarkt am Franz-Jonas-Platz mit authentischen Grätzelflair vor. Natur und Nachbarschaft: Das liegt zum einen am Weihnachtsmarkt im Türkenschanzpark im Fokus, der mit einer ruhigen und grünen Umgebung punktet. Zum anderen stehen die Christkindlmärkte auf dem Meidlinger Platzl sowie in der Fußgängerzone im Favoriten für mehr Gemütlichkeit. Diese Märkte werden vor allem von Familien aufgesucht, die der Gefahr eines überrannten Weihnachtsmarktes aus dem Weg gehen wollen. Trotzdem findet man auch bei den kleineren Märkten von Geschenkideen bis zu Punsch alles, das bei einem Adventmarkt dazugehören muss.
Weitere winterliche Angebote jenseits der klassischen Christkindlmärkte zeigen, dass der Spruch “Sieht man einen, kennt man alle” im Kontext der Weihnachtsmärkte in Wien nicht stimmt, denn statt den klassischen Holzbuden gibt es auch Winterzauber im Böhmischen Prater mit Fahrgeschäften , die Veranstaltung “Almadvent” beim Messeplatz sowie unter anderem eine Weihnachtsausstellung in den Blumengärten Hirschstetten. Ein weiteres Highlight ist die Eröffnung des Wintermarkt Prater Wien am Riesenradplatz am 21. November. In Begleitung prominenter Gäste und Live-Musik wird die weihnachtliche Saison im Prater, die immer ein volles Programm bietet, eingeleitet.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Christkindlmärkte
Die Wiener Christkindlmärkte sind nicht nur weihnachtlicher Stimmungsmacher, sondern auch ein zentrales wirtschaftliches Standbein. Laut der Wirtschaftskammer Wien werden heuer 4,1 Millionen Besuche allein durch die Wiener Bevölkerung erwartet. Wenn durchschnittlich 30 Euro pro Besuch ausgegeben wird, ergibt das für die Weihnachtsmärkte einen Umsatz von 125 Millionen Euro, und das ohne Miteinbezug der zahlreichen Tourist*innen. Neben den Wiener*innen, die knapp 46 Prozent der Besucher ausmachen, kommen laut der WKW noch 30 Prozent aus den anderen Bundesländern und 24 Prozent aus dem Ausland dazu. Warum diese Menschen Weihnachtsmärkte besuchen? Hauptmotive für die Besucher*innen ist die besondere Atmosphäre, der soziale Treffpunkt mit Freund*innen sowie der Genuss von Punsch und Glühwein. Natürlich zählt auch der Kauf von Geschenken zu den Beweggründen, jedoch macht die WKW bemerkbar, dass es vor allem die Atmosphäre ist, dass die Menschen zu den Weihnachtsmärkten zieht und vermutlich auch durch die kalte und stressige Zeit hilft.
Wiens Weihnachtslandschaft ist so breit wie ihre Besuchergruppen. Vom funkelnden Rathausplatz bis zum ruhigen Türkenschanzpark, vom modernen Second-Hand-Markt in der Marx-Halle bis zum traditionellen Altwiener Markt auf der Freyung. Was die Christkindlmärkte verbindet, ist ihre enorme Bedeutung für die Stimmung in der Bevölkerung, für den Tourismus und für die Wirtschaft. Bei mehr als vier Millionen Besuchen und dreistelligen Millionenumsätzen können die Christkindlmärkte Wiens als Geschenk für die Wirtschaft als auch für Moral der Bevölkerung gesehen werden.