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Gesellschaft

Aktion: Tanz gegen Gewalt an Frauen

Kampagne "One Billion Rising Austria" setzt am 14.2. mit Tanz und Musik ein Zeichen für ein Ende der Gewalt an Frauen
W24 Redaktion
Donnerstag, 11. Februar 2021
Verfasst am 11.02.2021 von W24 Redaktion

Eine Milliarde Frauen weltweit sind Opfer von Gewalt in den unterschiedlichsten Formen. Aus diesem Grund will die Kampagne "One Billion Rising Austria" (OBRA) auch heuer wieder am 14. Februar mit Tanz und Musik ein Zeichen für ein Ende der Gewalt an Frauen und Mädchen setzen. Bereits zum 9. Mal setzt die künstlerische Leiterin der Aktion, Aiko Kazuko Kurosaki, den lauten Auftritt als Instrument ein. Coronabedingt findet die Aktion allerdings großteils online statt. Das Programm ist hier abrufbar.

"Frauengewalt war schon vor Corona eine weltweite Pandemie", sagte Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF). "Wir haben es mit einem patriarchalischen Virus zu tun." Erst kürzlich stellten die AÖF ein Kampagnen-Video vor, indem sechs Protagonisten Gewalt an Frauen deutlich als Männerproblem bezeichnen und sich für eine gewaltfreie Männlichkeit stark machen. Als der Film veröffentlicht wurde, gab es gegen zwei Schauspieler Vorwürfe von Übergriffen."Das zeigt, dass wir auch in Österreich immer noch ein patriarchalisches System haben. Jeder fünfte Mann übt einmal in seinem Leben Gewalt aus", sagte Rösslhumer. "Das hat uns sehr bedenklich gemacht und erschüttert, weil wir auch Frauen damit retraumatisiert haben." Das Video wurde nun ohne männliche Darsteller neu veröffentlicht.

"Die staatliche Empfehlung von Home Office finden zwar viele Menschen mittlerweile bequem. Aber die Konsequenzen für Frauen sind fatal und extrem gefährlich. Es passiert gerade der größte Backlash für Frauen", so die AÖF-Geschäftsführerin. Bei den Anrufen der Frauenhelpline habe es eine Zunahme von 40 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr gegeben. "Wir steuern gerade einer frauenpolitischen Katastrophe zu." Dieser Meinung ist auch die Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings (ÖFR), Klaudia Frieben: "Die Corona-Krise hat leider auch verstärkt häusliche Gewalt zur Folge. Existenzsorgen durch Arbeitsplatzverlust und die Überlastung durch häusliche Belastungen sind Faktoren für den Anstieg."

Vom Staat werde zu wenig Geld in den Gewaltschutz und in die Gleichstellungspolitik investiert, auch die dringend notwendige Istanbul-Konvention (Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, Anm) müsse umgesetzt werden, forderte Frieben. "Frauen- und Gewaltschutzorganisationen brauchen eine ausreichende und langfristige Grundfinanzierung, die ihre umfangreiche Arbeit absichert." Oft werde in Projekte investiert, aber die langfristige Basisfinanzierung fehlt. Diese Erfahrung hat auch Katharina Lhotta, Geschäftsführung Aranea, Zentrum für Mädchen*(arbeit) in Tirol, gemacht. "Oft haben wir nur Jahresverträge. Und jedes Jahr muss man bangen, ob man wieder eine Förderung bekommt". Es sei auch Aufgabe der Politik Opferschutzeinrichtungen mit stabiler Finanzierung langfristig abzusichern, um sie nicht jährlich erneut in Existenzkrisen zu stürzen. All das und mehr fordern wir bei 'One Billion Rising'."

Die globale Bewegung "One Billion Rising" gibt es weltweit nun zum 9. Mal am Valentinstag - dem "V-Day". Denn nicht alle Frauen würden mit dem Valentinstag Romantik verbinden, meinte Frieben. In der Zeit seit der Begründung der Aktion habe sich schon viel getan, "aber nicht alles hat sich zum Besseren gewandelt", sagte Organisatorin Aiko Kazuko Kurosaki. "Die Zahl der Femizide ist auch in Österreich gestiegen und wir sind noch weit davon entfernt, eine echte Gleichstellung zwischen den Geschlechtern erreicht zu haben. Gerade jetzt, in der Pandemie, haben mehr Frauen als Männer ihre Erwerbsarbeit verloren und es gibt eine starke Tendenz einer rückschrittlichen Rollenverteilung in der Familie." Daher sei es dringlicher denn je, dass solche Kampagnen nicht stumm gemacht werden. "Die Tatsache, dass wir online gehen, hat uns mehr Möglichkeiten eröffnet. Erstmalig konnten wir uns österreichweit zusammenschließen und so gibt es nun neben ein paar eigenständigen Events auch ein großes gemeinsames 'One Billion Rising Austria 2021'", sagte die Tänzerin. (apa)

Bild: OBRA