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Pelinka mit Hirn - Gespräche über die „Österreichische Seele“

1984 hat der Psychotherapeut Erwin Ringel (geboren vor 100 Jahren) mit „Die Österreichische Seele“ einen Bestseller veröffentlicht, der bis heute nichts an Brisanz verloren hat. Noch immer leidet das Land an grundlegenden Neurosen, an einem oft abrupten Wechsel zwischen Größenwahn und Minderwertigkeitskomplexen, kann seine reale Bedeutung in der europäischen und globalen Welt nicht richtig einschätzten, seine wirklichen Chancen nicht erkennen und verwirklichen. Die „Österreichische Seele“ wird noch immer überschattet durch autoritäre Strukturen, die sich auch nach dem Zusammenbruch des „alten Systems“ in einer Sehnsucht nach einfachen Lösungen für die komplizierten Probleme einer komplexer gewordenen Gesellschaft widerspiegeln, ängstigt sich vor den tatsächlich radikalen Gefahren von Individualisierung, Digitalisierung und Globalisierung – ohne AUCH deren Chancen zu erkennen und ergreifen. 

2020 wurde auch Österreich von einer Pandemie erfasst, welche die größte gesundheits-, wirtschafts- und gesellschaftspolitische Krise seit 1945 erzeugt hat und erzeugt. Kein Bereich bleibt davon verschont, der Arbeitsmarkt nicht, die Bildungspolitik nicht, die Gesundheitspolitik – das gesamte psychosoziale Leben gerät aus den Fugen. Die Dauerbelastung durch die Corona-Krise lässt die psychischen Auswirkungen auf die „Österreichische Seele“ alarmierend steigen. Und vergrößert die Gefahr eines Zerbrechens jenes Minimalkonsenses, welcher unerlässlich ist für die Bewältigung der künftigen Aufgaben, die „nach“ der Krise noch größer sein werden als sie es schon vor 2020/2021 waren. Derzeit stellt sich nicht „nur“ die Frage, wie Österreich „zukunftsfit“ gemacht werden kann – sondern auch jene, wie man den jahrelang gehaltenen Status überhaupt halten kann. 

Etwa:

  • Wie kann die Gesundheitsversorgung möglichst vieler ÖsterreicherInnen in körperlicher wie psvchischer Hinsicht möglichst lange, möglichst langfristig und möglichst nachhaltig gesichert werden? 
  • Wie kann ein Abgleiten weiterer Schichten in Süchte, Depressionen oder  Burn-Outs vermieden werden?
  • Wie kann ein möglicher verstärkter Konflikt zwischen jüngeren und älteren Gruppen vermieden werden?
  • Welche Maßnahmen kann man setzen, um die durch Bildungs„lockdown“ besonders gefährdete jüngere Generation nicht zu dauerhaften Verlieren der Entwicklung werden zu lassen?
  • Wie kann man den nach Ende der unmittelbaren Gesundheitskrise folgenden Verteilungskampf möglichst konsensual steuern?
  • Wie kann man der durch die jetzige Krise verstärkt gefährdete Desintegration so genannter „bildungsferner“ Schichten begegnen?