

Nach ESC-Sieg: Wien ist für Ludwig "bereit"
Was für ein Sieg! Johannes Pietsch - alias JJ - hat den Eurovsion Songcontest in Basel (CH) mit 436 Punkten vor Israel und Estland gewonnen - damit findet die Jubiläumsausgabe (70.) 2026 fix in Österreich statt. Riesenjubel und Freude allerorts in Österreich über den verdienten Sieg von "Wasted Love", einer dramatischen Pop-Oper mit Techno-Einlage.
Wien bringt sich sofort in Stellung
2015 hatte der Song Contest in Wien stattgefunden. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) brachte die Bundeshauptstadt gegenüber der APA auch gleich wieder ins Spiel: "Der Sieg Österreichs beim Eurovision Song Contest ist ein großer Moment für unser Land - und eine wunderbare Chance für Wien. Bereits 2015 haben wir eindrucksvoll bewiesen, dass wir internationale Großereignisse mit Professionalität, Gastfreundschaft und kultureller Strahlkraft ausrichten können. Wien ist bereit, auch diesmal Bühne Europas zu sein."
Ludwig gratuliere dem Sieger herzlich und freute sich, "dass JJ an der städtischen Musik- und Kunstuniversität Wien (MUK) klassischen Gesang studiert - ein schöner Beleg für die hohe Qualität unserer Kultur- und Ausbildungslandschaft." Auch MUK-Rektor Andreas Mailath-Pokorny ließ die APA wissen: "Die ganze MUK-Familie ist stolz auf ihn!" Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) freute sich in einem Statement, dass JJ "das Bild der Vielfalt und Diversität Wiens in die Welt getragen hat. Mit diesem Brückenschlag zwischen Klassik und Pop verbinde ich die Hoffnung, Menschen aller Generationen für die Werke der Oper und exzellente Musik aller Sparten zu begeistern." Die Arme Wiens seien offen "für Europa und den ESC 2026".
Bundesregierung will ESC 2026 finanziell bewerkstelligen
Kultur- und Medienminister Andreas Babler (SPÖ) freute sich am Sonntag bereits auf eine Rückkehr des Events nach einem guten Jahrzehnt. Mehrere österreichische Städte brachten sich als Austragungsort in Stellung, etwa Innsbruck, Oberwart und Wels. Graz erwägt eine Bewerbung.
Babler, der sich über einen "großen Moment für die österreichische Musikszene" freute, zeigte sich zuversichtlich, dass man die Finanzierung des Megaevents zustande bringen werde. Man sei bereits "in guten Gesprächen mit dem ORF, wie die Veranstaltung organisiert und finanziert werden kann".
Innsbruck interessiert, Graz will abwägen
Für den ESC 2015 waren auch Graz und Innsbruck ernsthafte Bewerber. Die Tiroler Landeshauptstadt will sich jedenfalls wieder als Austragungsort bewerben. Bürgermeister Johannes Anzengruber (JA - Jetzt Innsbruck) bekundete gegenüber der APA "großes Interesse". Schließlich müsse ja nicht "alles in Wien" stattfinden: "Österreich ist größer." Die Olympiahalle mit einem Fassungsvermögen von bis zu 12.000 Zuschauern sei "prädestiniert" für ein solches Event. Zudem könne man die "Bergwelt" einbauen, eine Austragung auf der Nordkette würde man aber nicht "komplett schaffen". Anzengruber stand bereits im Austausch mit dem Tourismusverband und den Verantwortlichen der Olympiahalle: "Wir werden ein Topangebot liefern", kündigte er an.
Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) will eine mögliche Bewerbung der steirischen Landeshauptstadt im Stadtsenat besprechen, teilte sie in einer Stellungnahme gegenüber der APA mit: "Das Vorhaben ist nur dann umsetzbar, wenn es von allen mitgetragen wird und die Kosten für die Stadt zu bewältigen sind." Mit der Stadthalle habe Graz nicht nur die passende Infrastruktur, sondern auch das Know-how, um Großveranstaltungen durchzuführen, meinte sie.
Die Grazer SPÖ mit ihrer Vorsitzenden Doris Kampus sprach sich am Sonntag ebenfalls für eine Austragung des ESC aus: "Graz war Kulturhauptstadt Europas (2003, Anm.). Wir haben gezeigt, dass wir das können. Und der ESC passt zu uns als Menschenrechtsstadt", sagte sie im APA-Gespräch. "Kultur ist ein zentraler Teil unserer Identität. Jetzt ist es Zeit, dass wir wieder diesen Stellenwert im Herzen Europas einnehmen", meinte sie weiter.
Oberwart und Wels wollen mitrittern
Ebenfalls seinen Hut in den Ring warf die drittgrößte Stadt Burgenlands, Oberwart. Bürgermeister Georg Rosner (ÖVP) sah ebenfalls "alle Voraussetzungen", solche Events zu veranstalten. Einziges "Handicap" ortete er in der Verfügbarkeit von Quartieren, allerdings habe man in den nahe gelegenen Orten Stegersbach und Bad Tatzmannsdorf Möglichkeiten. "Grundsätzlich wäre das Interesse da. Oberwart steht zur Verfügung", hielt Rosner fest.
Die Stadt Wels will sich ebenfalls für die Austragung bewerben. "Wir bauen gerade eine neue Messehalle, die im März 2026 fertig wird, und investieren dafür rund 30 Millionen Euro. Wels möchte sich jedenfalls bewerben", sagte Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ) am Sonntag im APA-Gespräch. Die neue Messehalle sei mit mehr als 10.000 Quadratmetern größer als die alte Messehalle, erklärte der Bürgermeister. Sie liegt im Zentrum von Wels und sei auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, es gebe einen Bahnanschluss. Diese Halle eigne sich sehr gut für die Austragung von Großveranstaltungen und Konzerten, meinte Rabl. Die Stadt Wels hatte bereits im Jahr 2014 die Messehalle als Austragungsort für den ESC 2015 angeboten.
Klagenfurt und Salzburg winken ab
Im Wörthersee Stadion, das 2014 ebenfalls als mögliche Austragungsstätte im Gespräch war, wird es 2026 wohl keinen ESC geben: Die Stadt hat die Anforderungen vor zehn Jahren analysiert. Die Evaluierung brachte zu Tage, dass die Austragung im Stadion "nicht möglich" ist, weil zu kostspielige Adaptierungen notwendig wären, die man danach wohl kaum noch brauchen würde. Die Stadt Klagenfurt hat daher am Sonntag "leider" abwinken müssen, wenngleich es "natürlich super wäre". "Es ist aber bei uns einfach nicht möglich", hieß es auf APA-Nachfrage.
Auch die Stadt Salzburg wird sich voraussichtlich nicht als Austragungsort für den Eurovision Song Contest 2026 bewerben. "Der Gedanke an sich wäre reizvoll, wir sind die Stadt der Musik. Wir werden aber nicht die erforderliche Infrastruktur dafür haben und es auch finanziell nicht stemmen können", sagte Bürgermeister Bernhard Auinger (SPÖ) am Sonntag auf APA-Anfrage. (APA/Red/hh)
Diese Veranstaltung benötige auch eine Vorlaufzeit von rund sechs Wochen, und gerade im April und Mai sei die Salzburgarena im Messezentrum gut gebucht, erklärte Auinger. Die ESC-Veranstaltungskosten von rund 40 Millionen Euro könne die Stadt jedenfalls nicht allein stemmen. Mit dem Land habe er zwar noch nicht darüber gesprochen, aber ob sich das Land angesichts der finanziellen Lage an den Kosten beteiligen wolle, sei fraglich. "Hätten wir die Infrastruktur, würde ich versuchen, Gespräche mit Sponsoren aufzunehmen", sagte der Bürgermeister. Die Stadt Salzburg hatte sich auch nicht für die Austragung des ESC 2015 in Österreich beworben.
Tourismus-Staatssekretärin: "Ein echter Wirtschaftsmotor"
Tourismus-Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP) sieht jedenfalls "eine riesige Chance für den Tourismusstandort Österreich". Damit könne man "ein neues Kapitel schreiben - für Musik, für Tourismus und für das internationale Image unseres Landes", so Zehetner in einer Aussendung.
Der ESC 2015 in Wien habe gezeigt, welches wirtschaftliche Potenzial in einer solchen Großveranstaltung stecke: "Knapp 30 Millionen Euro Umsatz in Wien, über 100.000 Gäste, internationale Berichterstattung und ein Werbewert in dreistelliger Millionenhöhe - das sind Größenordnungen, die auch 2026 wieder möglich wären", erklärte die Staatssekretärin.
Der Eurovision Song Contest 2025 soll laut der Politikerin Basel eine geschätzte wirtschaftliche Wertschöpfung von rund 60 Millionen Schweizer Franken (etwa 64 Millionen Euro) gebracht haben. Dies zeige: "Der ESC ist nicht nur ein kulturelles Highlight, sondern ein echter Wirtschaftsmotor." (APA/Red)