Schließen
Brotfabrik: Jüdische Geschichte im Fokus Brotfabrik: Jüdische Geschichte im Fokus
Kurioses

Brotfabrik: Jüdische Geschichte im Fokus

Bei einem künstlerischen Hörspaziergang durch die Brotfabrik tauchen Interessierte in vergessene Geschichte ein.
Vanessa Kogler
Mittwoch, 27. September 2023
Verfasst am 27.09.2023 von Vanessa Kogler

Mit Ende des Jahres wird der Anker in Wien-Favoriten gelichtet. Der Traditionsbetrieb Ankerbrot wird künftig in Lichtenwörth, in Niederösterreich, produzieren. Damit hat die 132-jährige Geschichte am Standort im 10. Bezirk ein Ende. Eine Geschichte, in der die Zeit des Nationalsozialismus bisher keine Rolle gespielt hat. Ein künstlerischer Hörspaziergang, der Artwalk Palimpsest in der Ankerbrotfabrik, soll das ändern.

"Vergessenes und verdrängtes Kapitel"

„Inhaltlich geht es darum dieses vergessene und verdrängte Kapitel, was ist passiert in der Nazi-Zeit, wieder sichtbar zu machen, und zwar anhand von zwei Biographien“, erklärt Regisseur Hans-Christian Hasselmann vom Kulturverein Echolot. Und zwar jene von Ankerbrot-Erbin Bettina Mendl, die 1938 aufgrund ihrer jüdischen Herkunft ins Ausland fliehen musste. Und um den Unternehmensberater Roland Berger, der seinen Vater zum Widerstandskämpfer im Dritten Reich stilisierte. Tatsächlich wurde dieser dann von Medien als Nazi-Profiteur entlarvt.

Geschichte ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiter*innen

Gemeinsam mit dem Medien-Startup Inselmilieu Reportage hat man sich bereits zum zweiten Mal mit dem historisch, bedeutsamen Ort im 10. Bezirk auseinandergesetzt. „Wir waren bei Treffen ehemaliger Ankerbrot-Mitarbeiter*innen, haben im Simon-Wiesenthal-Institut recherchiert,“ berichten Jana Mack und Julia Breitkopf von Inselmilieu Reportage. Man erfährt, dass während der Zeit des Nationalsozialismus 283 ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiter*innen bei Ankerbrot arbeiten mussten und taucht in einige Lebensgeschichten ein. Herausgekommen sind zwei umfangreiche Reportagen, die man auf allen gängigen Podcast-Plattformen nachhören kann.

Hörspaziergang und Kulturfestival

Bei dem künstlerischen Hörspaziergang „Artwalk Palimpsest“ verbinden sich Journalismus, Literatur, Musik, Multimedia-Installationen, Tanz und Schauspiel. Termine gibt es am Donnerstag, Samstag und Sonntag, Tickets sind ab 15 Euro erhältlich. Wer noch mehr Lust auf Kunst und Kultur hat: Ab Freitag findet am Gelände außerdem das Kulturfestival Favoriten statt. (vk)