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Filmpremiere: Polit-Märchen für Erwachsene Filmpremiere: Polit-Märchen für Erwachsene
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Filmpremiere: Polit-Märchen für Erwachsene

Alles zum neuen Film "Am Ende wird alles sichtbar" - nach Motiven aus dem Roman von August Schmölzer.
W24 Redaktion
Montag, 13. November 2023
Verfasst am 13.11.2023 von W24 Redaktion

"Generationen kommen und gehen, die Täter bleiben die gleichen." Diesen Untertitel hat Peter Keglevic seinem Film "Am Ende wird alles sichtbar" nach Motiven aus dem gleichnamigen Roman von August Schmölzer gegeben. Es geht um Schuld und Verantwortung, um Geschichte und Gegenwart. Im Mittelpunkt steht der Fotograf Josef (Harald Schrott), der in den 60er-Jahren in seinen Heimatort zurückkehrt und mit den Gespenstern und Feen seiner Vergangenheit konfrontiert wird. Ab Freitag.

Die Gespenster, das sind jene Ortskaiser und politisch Mächtigen, die einst wie jetzt im Sattel sitzen, und vor Jahren im Krieg Massaker an zu Feinden erklärten Ortsfremden und Zugewanderten verübt haben. Josef, als Bursch zum Heer eingezogen, wurde damals gezwungen, diese Verbrechen als Kriegsfotograf zu dokumentieren. Eines der Opfer von damals, der Bub Michael (Jeremy Miliker), erscheint ihm bereits bei seiner Anreise mit der Eisenbahn und wird mit ihm bis zum Schluss immer wieder in Dialog treten. Nur zögerlich ins Gespräch kommt er dagegen mit seiner einstigen Jugendliebe Ragusa (Erika Maroszán), die nun als resolute und von der Männerwelt heiß begehrte Bäckerswitwe den Laden schupft. Während die alte Liebesglut langsam wieder entbrennt, wird politisch gezündelt, bis alles neuerlich in Flammen steht.

Konkret wird das alles in dem Film, zu dem Peter Keglevic gemeinsam mit Klaus Pohl das Drehbuch verfasste, nicht. So wie die unterschiedlichsten Schauplätze (gedreht wurde u.a. in Wien, Graz, Klosterneuburg, Novigrad und Rovinj) eher ein pittoreskes Patchwork als eine Einheit bilden, so wenig exakt lassen sich die politischen Vorgänge einordnen. "Am Ende wird alles sichtbar" ist eine Parabel auf das Entstehen und Schüren von Hass und Fremdenfeindlichkeit, auf faschistische und autoritäre Mechanismen, die bewusst nicht genau verortet werden. Diese wirken aber für das kleinstädtische Ambiente, bei dem der fiese Bürgermeister (Manuel Rubey), der noch immer eine Faschisten-Uniform tragende brutale Polizeikommandant (August Schmölzer) oder der willfährige Journalist (Robert Stadlober) miteinander am Stammtisch hocken, mehr als eine Nummer zu groß.

Im expressiven Spiel, der exquisiten Ausleuchtung und Bildgestaltung von Peter Zeitlinger und der Musik von Christian Kolonovits (der auch selbst als Dirigent des städtischen Orchesters auftreten darf) entwickelt sich ein politisches Märchen für Erwachsene, in dem es keine Unklarheiten in der Zuordnung von Tätern, Opfern und Mitläufern gibt und jedem klar ist, dass der für die politisch ausgeschlachtete Mordserie an Buben verantwortlich gemachte zugewanderte Arzt (Hanns Zischler) unschuldig ist.

Eine schöne, böse Pointe umrahmt das Geschehen: Bei einem Strandspaziergang im Nachbarort wird auf Josef ein Messerattentat verübt. Er überlebt nur, weil er sein Herz nicht links, sondern am rechten Fleck trägt. (APA/Red)