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Arbeit

Erster Sonderzug mit BetreuerInnen angekommen

Die Kosten für die Fahrt und die Covid-19-Testungen tragen die BetreuerInnen aber meist selbst. Das sorgt für Kritik.
Jelena Gucanin
Montag, 11. Mai 2020
Verfasst am 11.05.2020 von Jelena Gucanin

Der erste Sonderzug mit Pflegepersonal aus Rumänien ist Montagfrüh am Bahnhof des Flughafens Wien-Schwechat angekommen. Die rund 80 Personen werden bei Ankunft in ein Hotel geschickt und sofort getestet. Die Ankunft des Pflegepersonals fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Zahlreiche PolizistInnen und Sicherheitskräfte begleiteten die BetreuerInnen. Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) betont den Bedarf an Pflegekräften - die Indexierung der Familienbeihilfe, also die Kürzung für im Ausland lebende Kinder von Pflegekräfte, bleibt jedoch weiterhin aufrecht.

Österreichweit sind rund 33.000 Personen auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen. Mehr als 60.000 Menschen sind in der Rund-um-die-Uhr-Pflege tätig, ein Großteil davon kommt aus Rumänien. Während der Coronakrise haben viele länger arbeiten müssen als geplant. Doch der 500-Euro-Bonus für Pflegepersonal, das länger in Österreich geblieben ist, wird nicht direkt überwiesen. Das Geld geht abzüglich Sozialversicherung an die Familien oder Agenturen, kritisiert Flavia Matei von der Pflege-Selbsthilfegruppe "D.R.E.P.T pentru îngrijire" (Gerechtigkeit für 24-Stunden-Betreuung) gegenüber der APA.

Die Arbeitsbedingungen von 24-h-Betreuerinnen waren auch vor der Krise keine guten, weiß die ehemalige Betreuerin Katarína Staroňová (Institut für Personenbetreuung): "Verpflichtende Taxis, Knebelverträge, zu wenig Verdienst - damit haben die BetreuerInnen schon lange zu kämpfen. Sie sind selbständig und werden zu wenig unterstützt."

Mit der Coronakrise sei die Unsicherheit weiter gewachsen - und strukturelle Probleme wurden verschärft. So seien viele Betreuerinnen etwa gezwungen, den Vermittlungsagenturen Inkassovollmachten zu unterschreiben, sagt Flavia Matei gegenüber der APA. Kosten für Testungen und Fahrt müssen die BetreuerInnen meist selbst tragen. "Wir können diese Kosten nicht auf die BetreuerInnen abwälzen", so Staroňová im W24-Interview. "Viele können sich die Züge gar nicht leisten." Ein weiteres Problem: Sowohl die Anträge für den 500-Euro-Bonus als auch den Härtefallfonds sind große Hürden für die BetreuerInnen, da sie meist nicht übersetzt worden sind.

Aktuell sind etwa 30 Betreuerinnen im ehemaligen Krankenhaus Nord in Floridsdorf in Isolation, da es einen Corona-Fall im Novotel am Hauptbahnhof vor der Ausreise gab, sagt Staroňová. Die Unsicherheit ist enorm, weiß sie von den dort isolierten BetreuerInnen. Sie fordert: "Der Staat muss eine Möglichkeit bieten, dass die BetreuerInnen einen Tag vor Abreise zuhause getestet werden und die Kosten übernehmen. Damit gar nicht erst diese Gefahr entsteht, dass sich alle untereinander anstecken." (red/APA)