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Stadt braucht 9.000 neue Pflegekräfte Stadt braucht 9.000 neue Pflegekräfte
Gesundheit

Stadt braucht 9.000 neue Pflegekräfte

Laut Gesundheitsstadtrat Peter Hacker benötige Wien bis zum Jahr 2030 mehr als 9.000 neue Kräfte im Pflegebereich.
Hannes Huss
Dienstag, 08. Oktober 2019
Verfasst am 08.10.2019 von Hannes Huss

Wien sucht für die kommenden Jahre qualifiziertes Pflegepersonal. Die Stadt benötigt bis 2030 mehr als 9.000 neue Kräfte allein in der Langzeitpflege - also ohne den Akutbereich in Spitälern. Die Zahl ergibt sich einerseits aus Nachbesetzungen infolge anstehender Pensionierungen und andererseits durch die demografische Entwicklung. Schaffen will man das durch Nachjustierungen in der Ausbildung.

Derzeit gebe es in vielen Branchen einen Fachkräftemangel. Die Pflege sei davon nicht ausgenommen, erklärte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) vor Journalisten. Insofern sei es wichtig, nicht nur über die Finanzierung der Pflege zu reden - wiewohl dies "eine der zentralen gesundheitspolitischen Fragen" der Gegenwart sei. Genauso müsse man darüber nachdenken, wie das qualifizierte Personal zu bekommen sei.

Um überhaupt zu wissen, wie viel Jobs zu besetzen sind, um den aktuellen Versorgungsstand auch künftig aufrechterhalten zu können, hat Hacker eine Bedarfsberechnung in Auftrag gegeben. Derzeit arbeiten in Wien 12.339 Personen in der langfristigen Pflege und Betreuung. Das entspricht - unter Berücksichtigung des recht hohen Grades an Teilzeitbeschäftigten (57 Prozent) - 10.065 Vollzeitstellen. Für das Jahr 2030 sehen die Berechnungen einen Bedarf von 16.383 Beschäftigten oder 13.368 Vollzeitäquivalenten.

Die Krux aus städtischer Sicht: Mehr als die Hälfte des Personals, exakt 9.121 Mitarbeiten, müssen im kommenden Jahrzehnt erst gefunden werden. Das ergibt sich einerseits aus einer Pensionierungswelle in der Babyboomer-Generation. Allein dadurch müssen 5.077 Personen im Langzeitpflegebereich - von der diplomierten Krankenpflegerin bis zum Heimhelfer - nachbesetzt werden, sagte Brigitte Juraszovich von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG), die die Prognose erstellt hat.

Dazu kommt andererseits die demografische Entwicklung. Die Wiener werden im Schnitt immer älter, die Nachfrage nach Pflege und Betreuung wird also steigen. Dadurch ergibt sich ein Mehrbedarf von noch einmal 4.044 Mitarbeitern.

Hacker sprach von "konservativen Berechnungen", also "nicht allzu euphorischen Annahmen". Auf Basis der Daten will die Stadt nun reagieren - etwa in der Ausbildungsschiene. Was geändert werden soll bzw. wie viele zusätzliche Plätze es benötigt, soll noch dieses Jahr klar sein. Krankenanstaltenverbund und Fonds Soziales Wien als größte Ausbildungsplayer im Stadtbereich wurden bereits mit der Erarbeitung eines Konzepts beauftragt.

Klar ist jedenfalls, dass es mehr Absolventen als zu vergebende Stellen brauchen wird. Das zeigen Zahlen aus dem Vorjahr. Zwar haben 1.232 Personen eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen, aber nur rund 500 davon werden in der Langzeitversorgung tätig sein. Denn der Großteil der Absolventen geht vorerst einmal in die Krankenhäuser. Außerdem kehrt ein Teil der frisch gebackenen Pflegekräfte, die nur für die Ausbildung nach Wien gekommen sind, zurück in ihr jeweiliges Heimatbundesland.

Allerdings gibt es laut GÖG einige Schrauben, an denen sich drehen lässt, um die Zahl der bis 2030 benötigten Pflegepersonen etwas zu drücken. Dazu zählt eine Stundenerhöhung der Teilzeitkräfte. Würden diese um zwei Wochenstunden mehr arbeiten, würde der Bedarf gleich um 344 Vollzeitäquivalente sinken, rechnete Juraszovich vor.

Hacker sagte, um dies zu erreichen, brauche es attraktive Arbeitsmodelle - etwa einen Einsatz-Mix im mobilen und stationären Bereich - oder eine bessere Kinderbetreuung für Mitarbeiter. "Die Frage des Gehalts ist eine wichtige, aber nicht die einzige Frage", meinte der Ressortchef, angesprochen auf etwaige Pläne einer höheren Bezahlung.

Sollten die Bemühungen der Stadt nicht fruchten, hierzulande genügend Beschäftigte zu finden, kann sich der Gesundheitsstadtrat als "Plan B, Plan C oder Plan D" auch vorstellen, im Ausland "gezielt Personal zu rekrutieren". Das sei schon einmal in den 1970- und 1980er-Jahren passiert, als viele Menschen von den Philippinen eingestellt wurden. (APA/Red)

Bild: Pixabay