Alte Musik, aber aktuell: L’Orontea in der Kammeroper
L’Orontea zählt zu den erfolgreichsten Opern des 17. Jahrhunderts und führt das Publikum in eine Welt voller Liebe, Verwirrungen und überraschender Wendungen. Die titelgebende Königin Orontea lehnt zunächst jede romantische Bindung ab und betont ihre Unabhängigkeit. Doch als der Maler Alidoro nach einem Schiffbruch an ihren Hof gelangt, gerät ihre Haltung ins Wanken. Während Orontea zunehmend Gefühle für ihn entwickelt, widmet sich Alidoro unbeeindruckt der Hofdame Silandra – sehr zum Missfallen des eifersüchtigen Corindo.
In einem Geflecht aus Liebessehnsucht, Intrigen und komischen Missverständnissen sind bald alle Figuren von Amors Pfeilen getroffen. Die Oper zeigt dabei ein lebendiges Gesellschaftsbild, in dem soziale Rollen und Geschlechtergrenzen verschwimmen – ganz im Geist der barocken Opernmetropole Venedig.
Antonio Cesti, einer der bedeutendsten Komponisten nach Monteverdi, verbindet in L’Orontea ausdrucksstarke Deklamation mit einer neuen, sinnlichen Melodik. Unter der Regie von Tomo Sugao und der musikalischen Leitung von Wolfgang Katschner stellt die Inszenierung die zentrale Frage der Oper in den Mittelpunkt: Sollen wir uns im Leben eher von Leidenschaft oder von Vernunft leiten lassen? Oder folgt man – wie der Diener Gelone – lieber den einfachen Freuden des Alltags?