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Waves Vienna: Neue Sounds und Diversität Waves Vienna: Neue Sounds und Diversität
Kultur

Waves Vienna: Neue Sounds und Diversität

Festivalleiter Heher will "gesellschaftspolitische Verantwortung" übernehmen.
W24 Redaktion
Mittwoch, 31. August 2022
Verfasst am 31.08.2022 von W24 Redaktion

Neue Gesichter, neue Sounds, neue Zugänge: Zum zwölften Mal begrüßt kommende Woche (8.-10. September) das Festival Waves Vienna neugierige Musikfans, die sich auf die Suche nach möglichen Lieblingsacts von morgen begeben. Neben der seit einigen Jahren bewährten Festivalzentrale im WUK bespielt man heuer auch einige Locations am Gürtel. Inhaltlich hat sich das Festival, dem auch eine Konferenz angeschlossen ist, dem Themenfeld Diversity verschrieben.

Stand bei der Gründung noch der Austausch zwischen West und Ost im Fokus, gibt es nun also eine dezente Neuausrichtung. "Das Thema 'East meets West' ist natürlich fest in der DNA von Waves eingeschrieben und wird weiterhin zentral bei der Conference eine Rolle spielen, aber über die Jahre hat dieses Thema natürlich auch ein wenig an Dringlichkeit verloren", erklärte Festivalleiter Thomas Heher der APA. "Da wir aber der Meinung sind, dass wir als Waves auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung haben, wollten wir einen neuen Fokus einführen, der sich über das ganze Festival und die Conference ausbreiten lässt."

Diesmal geht es dabei um das Subthema "Micro Activism". Heher beschreibt dies als "kleine Aktionen, die ein jeder in seinem direkten Einflussbereich setzen kann, um das Leben von anderen, insbesondere Menschen aus marginalisierten Gruppen, besser zu machen". So könne man sich Gedanken darüber machen, was man wie formuliere. "Wenn ich zum Beispiel eine Aussage nicht als verletzend oder beleidigend befinde, ist sie es aber vielleicht für jemand anderen schon." Unterstützung holt man sich dazu auch von einem eigenen Beirat, der jährlich neu besetzt werden soll. Heuer umfasst dieser Dalia Ahmed, Kem alias Kerosin95, Mwita Mataro und Zuzana Ernst.

Hinsichtlich der Ost-West-Ausrichtung des Festivals und des seit einem halben Jahr tobenden Ukraine-Kriegs verwies Heher auf bereits in den vergangenen Jahren durchgeführte Kooperationen mit dem Ukrainischen Kulturinstitut. "Im Frühjahr haben wir Gespräche geführt, wie wir sie in Zeiten des russischen Angriffskrieges unterstützen könnten." Dabei entstand eine Crowdfunding-Kampagne, um Kosten für Transport und Unterkunft von Acts zu stemmen. Zudem wurde eine Mitarbeiterin des Ukrainischen Musikexports nach Wien geholt, um am Festival mitzuarbeiten.

Da Neues für das Waves ohnehin Programm ist, gibt es auch neue Locations zu erkunden: Neben WUK, dem nahen Clash sowie Café Weimar und Grand Café Alsergrund zieht es das Festival auch an den Gürtel, wo Chelsea, Fania Live, Weberknecht und Loft bespielt werden. Grund dafür sind mitunter auch die Umbauarbeiten im WUK und in der zuletzt ebenfalls genutzten Canisius-Kirche. Durch das über die Jahre geschaffene Netzwerk entdecke man immer wieder neue und spannende Acts, so Heher, der mit seinem Team auch selbst viel unterwegs ist. "In der Tat ist uns der Platz am Waves eigentlich immer zu klein, um alles, was wir so aufspüren, unterzubringen."

Freuen kann man sich jedenfalls auf heimische Acts wie den Singer-Songwriter Doppelfinger oder Sängerin Lisa Pac, aber auch elektronische Klänge gibt es etwa bei Farce zu vernehmen. Ein alter Hase im Geschäft ist wiederum Finley Quaye, wohl einer der bekanntesten Namen im Line-up. Der Brite steht für eine pointiert dargebrachte Mischung aus Pop, Soul und Trip-Hop-Elementen, wobei er durchaus für äußerst eingängige Melodien gut ist, wie sein Beth-Orten-Cover "Dice" beweist. Ziemlich psychedelisch ist wiederum das Kollektiv Superorganism unterwegs, das sich genretechnisch kaum Grenzen setzt.

Die begleitende Konferenz des Waves stellt neben Diversity auch das Gastland Kanada in den Mittelpunkt. "Aber dieses Jahr wird es auch sehr viele Masterclasses geben", versprach Heher. Das neue Format, bei dem in Gruppen von maximal zehn Personen ein Thema abgehandelt wird, soll sich etwa TV-Talentshows widmen. Dabei spreche man darüber, "was die Teilnahme an Starmania oder dem Songcontest für eine Karriere bedeutet". (apa/mfg)

Fotocredit: Hannah Toegel