Schließen
Mahnwache für verstorbene Ärztin Mahnwache für verstorbene Ärztin
Chronik

Mahnwache für verstorbene Ärztin

Am Montagabend ist um 20 Uhr am Stephansplatz eine Gedenkveranstaltung geplant, sowie in Linz, Wels, Graz & Salzburg.
W24 Redaktion
Montag, 01. August 2022
Verfasst am 01.08.2022 von W24 Redaktion

Der Tod der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die zuletzt wegen Morddrohungen aus der Impfgegner-Szene ihre Praxis geschlossen hat, hat tiefe Betroffenheit ausgelöst. Vor der Arztpraxis in OÖ und dem Gesundheitsministerium in Wien legten Menschen Blumen nieder und entzündeten Kerzen. Am Montag ist in Wien am Stephansplatz eine Gedenkveranstaltung geplant. In den Sozialen Medien kursierten auch Termine für Mahnwachen in Steyr, Linz, Wels, Graz und Salzburg.

Daniel Landau, Organisator und Initiator von #YesWeCare, gab auf Twitter bekannt, eine Veranstaltung am Montag für 20.30 Uhr am Stephansplatz in Wien angemeldet zu haben. Landau war mit der Ärztin in Kontakt, es soll mit einem Lichtermeer still an sie gedacht werden. "Ich hoffe auf ein starkes gemeinsames Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen Hass", sagte Landau gegenüber der Kathpress. Um 21 Uhr wolle man mit dem Entzünden der selbst mitgebrachten Lichter, seien es Kerzen oder Handy-Licht, der verstorbenen Frau Lisa-Maria Kellermayr gedenken.

Dompfarrer Toni Faber unterstützt die Initiative: "Ich werde am Montagabend selbst dabei sein, wenn die Glocken des Doms das Gedenken und Gebet für die Verstorbene begleiten." Die Veranstaltung in Wien werde wohl die größte werden, weitere Mahnwachen sind laut Einträgen in den Sozialen Medien für Montag in Graz (20 Uhr am Hauptplatz), Wels (20 Uhr beim Landesgericht) und Linz (20 Uhr am Taubenmarkt) sowie am Dienstag 19 Uhr am Kajetanerplatz in Salzburg geplant.

Bereits heute, Sonntag, wolle man um 18 Uhr in Steyr beim Neutor der verstorbenen Ärztin gedenken. Sonntagnachmittag sind für die Mahnwachen bei der Polizei in OÖ und der Steiermark die Versammlungsanzeigen eingelangt, informierten die Pressestellen die APA und korrigierten damit ihre Angaben von Mittag.

Die Ärztin ist am Freitag tot in ihrer Ordination im Bezirk Vöcklabruck gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft Wels bestätigte einen Suizid. Es wurde keine Obduktion angeordnet. Es seien laut Staatsanwaltschaft Abschiedsbriefe gefunden worden, zu deren Inhalt man nichts sagen wollte.

Die "Kronen Zeitung" (Sonntagausgabe) berichtete von drei Abschiedsbriefen. Einen davon hätte die Ärztin an die Landespolizeidirektion Oberösterreich und einen an die Ärztekammer Oberösterreich gerichtet und die beiden darin heftig attackiert. Die Ärztekammer OÖ blieb am Sonntag auf APA-Anfrage bei ihrer Stellungnahme vom Freitag, man habe Frau Kellermayr jede Hilfe angeboten, zu der man in der Lage gewesen sei. "Letzte Woche noch wurde mit Frau Kellermayr ein Hilfsplan persönlich besprochen, wie das Fortbestehen der Ordination, insbesondere auch mit Hilfe eines Rechtsanwaltes, der von der Ärztekammer für OÖ beauftragt wurde, gesichert werden kann", so Präsident Peter Niedermoser. Die oö. Polizei wollte zu dem angeblichen Abschiedsbrief am Sonntag auf APA-Anfrage nichts sagen.

Kellermayr hatte unter anderem auf ihrer Homepage berichtet, dass sie monatelang in unregelmäßigen Abständen Repressalien bis hin zu Morddrohungen "aus der Covid-Maßnahmengegner- und Impfgegner-Szene" ausgesetzt gewesen sei. Das bestätigte die Polizei damals auch, Ermittlungen dazu wurden eingeleitet. Die Medizinerin hatte nach Angaben der Polizei längere Zeit Polizeischutz erhalten, sie selbst fühlte sich aber stets zu wenig geschützt und hatte nach eigenen Angaben auch selbst rund 100.000 Euro für Schutzmaßnahmen ausgegeben.

Im Juni schloss sie die Ordination zunächst vorübergehend, schließlich verkündete sie die endgültige Schließung. Man könne Arbeitsbedingungen "wie wir sie die letzten Monate erlebt haben", niemandem zumuten, begründete sie den Schritt. Die Staatsanwaltschaft Wels hatte im Juni das Ermittlungsverfahren gegen einen deutschen Verdächtigen eingestellt - mit der Begründung, man sei nicht zuständig, sondern deutsche Behörden. Eine Hacker-Aktivistin machte allerdings zwei Deutsche ausfindig, die Droh-E-Mails verfasst haben sollen.

In Österreich ermittelt die Polizei weiter gegen unbekannte Täter, weil davon auszugehen sei, dass die Vorwürfe mehrere Personen betreffen, wie es seitens der Ermittler heißt. An diesen Ermittlungen ändere auch der Tod der Frau nichts, man warte nach wie vor auf den Abschlussbericht der Polizei, so eine Staatsanwaltschaftssprecherin.