Schließen
Lockdown wird langsam zur Lachnummer Lockdown wird langsam zur Lachnummer
Meinung

Lockdown wird langsam zur Lachnummer

Die Bereitschaft in der Bevölkerung, die Maßnahmen mitzutragen, sinkt zusehends.
Hannes Huss
Mittwoch, 27. Jänner 2021
Verfasst am 27.01.2021 von Hannes Huss

Seit gut einem Monat, seit dem 26. Dezember 2020, befindet sich das Land erneut in einem harten Lockdown. Wie die Austria Presse Agentur - kurz APA - gestern nüchtern aber trefflich in einer Aussendung bilanzierte, wollen trotz des strengen Lockdowns die Zahl der Neuinfektionen in Österreich nicht wirklich zurückgehen. Nachdem man am Montag immerhin auf etwa 1.000 Sars-Cov2-gesunken war, verbuchte man am Dienstag insgesamt wieder 1.417 Infektionen österreichweit.

So wirklich greifen wollen die derzeitigen Maßnahmen trotz nochmaliger Adjustierung inklusive FFP2-Maskenverpflichtung und 2-Meter-Abstand nicht. Außerdem: die Bereitschaft der Bevölkerung, die Maßnahmen auch entsprechend verantwortungsbewusst mitzutragen, sinken mit jeden Tag, der im neuen Jahr gewissermaßen apathisch verstreicht.

Bürgermeister Michael Ludwig soll etwa in Besprechungen mit der Bundesregierung angemerkt haben, die "Bevölkerung nicht zu verlieren", auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter hat zuletzt eine gewisse Pandemie-Müdigkeit attestiert und warnt davor, auf die persönlichen Interessen - und noch viel mehr - auf die seelische Befindlichkeit der Bevölkerung bei all den Maßnahmen und Nachschärfungen nicht vollkommen zu vergessen.

An ein Lockdown-Ende - wie eigentlich mit dem 7. Februar vorgesehen - will ohnehin niemand mehr glauben. Weitestgehend im Regen stehen gelassen wird die Gastronomie, die aktuell nur mehr 30 Prozent ihres Vorjahresumsatzes im Jänner ersetzt bekommt. Genau so ergeht es dem oftmals kleinteilig strukturierten Handel, der hilflos mitansehen muss, dass Menschen immer mehr im Internet bestellen - und das durchaus zu attraktiven Preisen. Wild zugehen soll es laut internen Berichten jedenfalls im Postverteilerzentrum Inzersdorf, das der Paketflut zum Teil jedenfalls kaum mehr Herr werden soll.

Leere Schulen und Kindergärten gibt es zudem ohnehin nicht. Gerade zu Beginn des Jahres sind weite Teile der Bevölkerung aus existenziellen Gründen verpflichtet, arbeiten zu gehen. Nachdem es sowieso in jeder Schule Betreuungsmöglichkeiten gibt, werden diese auch dementsprechend wahrgenommen. Dass es Ausgangsbeschränkungen gibt, hat - in Anbetracht des wohl schon zu lange andauernden Zustandes - schon fast jeder vergessen oder auch gewissermaßen verdrängt. Die privaten Treffen nehmen zu - das zeigen auch Mobilitätsdaten von A1, die nur einen spärlich wahrnehmbaren Mobilitätsrückgang aufweisen.

Die Politik sollte sich bald neue Konzepte überlegen, die Corona-Situation besser - und für die Bevölkerung auch verständlicher und planungssicherer unter Kontrolle zu kriegen, sonst verkommt der "harte Lockdown" wohl zunehmend zu einer Lachnummer. (hh)