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Wien-Wahl: Ruhe vor dem Sturm Wien-Wahl: Ruhe vor dem Sturm
Politik

Wien-Wahl: Ruhe vor dem Sturm

Am 11. Oktober finden die Landtagswahlen statt. Noch ist der Wahlkampf nicht angelaufen.
Hannes Huss
Dienstag, 11. August 2020
Verfasst am 11.08.2020 von Hannes Huss

Der August galt in Wien noch nie als Monat der grenzenlosen Dynamik, im Ausnahme-Corona-Jahr 2020 ist das noch weniger der Fall: Am 11. Oktober - in nur zwei Monaten - wählt die Bundeshauptstadt Wien, das mit rund 415 Quadratkilometer flächenmäßig kleinste Bundesland - das in Sachen Bevölkerungsdichte aber alle anderen weit überflügelt. Rund 1,91 Mio. Menschen (Stand 2019) leben in den insgesamt 23 Bezirken. Das sind um rund 160.000 mehr als vor der Wahl 2015. Der Hauptstadt wird höchste Lebensqualität bescheinigt, der Tourismusboom ist trotzdem vorerst vorbei.

Der Wahlkampf ist noch überhaupt nicht wirklich angelaufen. Die Parteien haben ihre Spitzenkandidaten bereits gekürt - auch wichtige Themenpakete wurden geschnürt - vom Wahlkampf merkt die Bevölkerung allerdings noch weitestgehend nichts. Ändern könnte sich das allerdings mit dem Start der Schule - in Pandemie-Zeiten wohl ein besonders wichtiger Fokus.

In Wien finden sich alle wichtigen Regierungseinrichtungen, auch internationale Organisationen wie UNO, OPEC oder die Atomenergie-Organisation IAEA haben hier ihren Sitz. Laut internationalen Rankings ist das Leben in Wien durchaus lebenswert. Gerne zitiert wird dabei die Mercer-Studie. Dieser zufolge verfügt die Stadt über die weltweit höchste Lebensqualität.

Gelobt wird immer wieder das hohe Maß an Sicherheit, die politische Stabilität sowie die funktionierende Infrastruktur, beispielsweise die vielen Öffis. Beeindruckende Zuwachsraten im Tourismus waren eine Folge der Popularität. 2019 kamen 17,6 Mio. Besucher nach Wien - angezogen auch von Kulturinstitutionen wie Burgtheater, Neujahrskonzert, Sängerknaben oder Staatsoper. Auch das Wiener Kaffeehaus mit seiner Tradition als Ort des intellektuellen Austausches und gemütlichen Stadtlebens wird von den Gästen wohl nur selten ausgelassen.

Genaugenommen muss es jedoch heißen: wurde. Die Coronakrise sorgt für einen fast völligen Stillstand in Sachen Fremdenverkehr. Viele Hotels sind noch immer geschlossen. Dass die Erholung rasch geht, wird bezweifelt. Als schmerzhafter wirtschaftlicher Verlust gilt unter anderem die Absage wichtiger Kongresse.

Auswirkungen der Krise auf die Bevölkerungsentwicklung sind zumindest noch nicht dokumentiert. Zuletzt ist Wien laut den Statistikern der Stadt nach einer Stagnationsphase von 1994 bis 1998 wieder in eine Wachstumsphase eingetreten. Und: Wien ist jung. Der Durchschnitts-Wiener oder die Durchschnitts-Wienerin war Ende des Vorjahres etwa 41 Jahre alt. Wien ist damit das jüngste Bundesland Österreichs. Jedoch wächst auch die Gruppe der Über-80-Jährigen.

Das Wachstums-Plus ergibt sich hauptsächlich daraus, dass mehr Menschen in die Bundeshauptstadt ziehen und weniger weg. Auch wurden zuletzt mehr Geburten als Sterbfälle verzeichnet. Von den 14.500 dazugekommenen Wienerinnen und Wienern stammten im Vorjahr die meisten aus Rumänien, danach folgen Deutsche und Österreicher. Der Anteil der im Ausland geborenen Wiener beträgt knapp 37 Prozent (inklusive der eingebürgerte Personen, Anm.), wobei die größte Gruppe mit rund 90.000 Zugehörigen hier die Serben stellen. Die Zwei-Millionen-Marke wird Wien laut aktuellen Berechnungen 2027 überschreiten.

Um dem Bevölkerungswachstum der Stadt gerecht zu werden, wird stetig gebaut. Auch das U-Bahn-Netz wächst, es erstreckt sich inzwischen auch in die ganz neuen Stadtteile - etwa in die "Seestadt Aspern". Dort, am ehemaligen Flugfeld, sollen 20.000 Menschen ein neues Zuhause finden. Aktuell haben die Bauarbeiten für das sogenannte Linienkreuz U2/U5 begonnen, das bis 2027 errichtet werden soll.

Die Bewohner der Bundeshauptstadt zählen jedenfalls zu den reichsten des Landes: Sowohl absolut als auch pro Kopf ist Wien das Bundesland mit der höchsten Wertschöpfung. Besonders wichtige Sparten sind dabei der Handel, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen, das Grundstücks-und Wohnungswesen sowie die Produktion von Waren.

Regiert wird Wien seit 2010 von einer rot-grünen Koalition. Der Bürgermeister heißt Michael Ludwig und ist erst relativ kurze Zeit im Amt. Er löste 2018 Langzeit-Stadtchef Michael Häupl als Stadtoberhaupt und SPÖ-Landesparteivorsitzenden ab. (APA/Red/hh)