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Corona: Undokumentierte Menschen sind gefährdet Corona: Undokumentierte Menschen sind gefährdet
Gesundheit

Corona: Undokumentierte Menschen sind gefährdet

Ärztinnen und Ärzte warnen in einer Petition davor, undokumentierte und unversicherte Menschen zu übersehen.
Jelena Gucanin
Dienstag, 07. April 2020
Verfasst am 07.04.2020 von Jelena Gucanin

Kein Aufenthaltsstatus heißt auch: keine Krankenversicherung. Für undokumentierte Menschen ist es aus verschiedenen Gründen gefährlich, eine potenzielle Corona-Ansteckung zu melden. Dazu gehören Menschen, die in Österreich dokumentiert gearbeitet haben, deren Bewilligung aber abgelaufen ist und die im Land geblieben sind. Andere Menschen haben sich aus Angst vor Verfolgung der Abschiebung entzogen. Und es gibt Menschen, die über Familie oder andere Beziehungen ins Land gekommen sind, aber nie aufgeschienen sind.

Unsichere wie prekäre Arbeitsverhältnisse, kein soziales Auffangnetz und Angst vor Polizeikontrollen machen es für diese Menschen quasi unmöglich, sich bei Behörden zu melden. Und das macht sie selbst zur Ansteckungsgefahr, warnen Ärztinnen und Ärzte aktuell mit der Petition „Undokumentiert Gesund“: "Als Ärztinnen und Ärzte stehen wir gerade unter besonderem Druck. Wir geben alles, um Menschen zu schützen. Personen ohne Aufenthaltstitel von medizinischer Hilfe abzuschrecken oder auszuschließen, ist ein großes Hindernis im Kampf gegen das Virus." Wichtige Anlaufstellen für Unversicherte, wie etwa "AmberMed" in Wien sind derzeit aufgrund der Coronakrise nur telefonisch erreichbar.

Besser jetzt hinsehen, als ein Risiko eingehen, sagt die Mitinitiatorin und Turnusärztin auf einer Corona-Station Katharina Nora Bruhn, im W24-Interview. Die Petition fordert deshalb einen freien Zugang zum Gesundheitssystem für alle; und das Aussetzen von fremdenpolizeilichen Maßnahmen für die Dauer der Krise. Es brauche sichere und und mehrsprachige Meldestellen, um Menschen zu ermöglichen, in dieser Krisensituation frei von Angst verantwortungsvoll zu handeln. "Nur wenn allen Menschen der hürdenfreie Zugang zu medizinischer Versorgung möglich ist, können sie auch Verantwortung für sich und andere übernehmen. Um Menschen die Angst zu nehmen, im Krankheitsfall medizinische Hilfe zu suchen, ist die Vertraulichkeit ihrer personenbezogenen Daten und eine Aussetzung der polizeilichen Kontrollen des Aufenthaltsstatus in Österreich notwendig. Nur so kann gewährleistet werden, dass alle Menschen sich behandeln lassen, die das Corona-Virus sonst weiterverbreiten", heißt es in der Petition, die auf undokumentiertgesund.at unterschrieben werden kann.