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Großeinsatz: Polizei warnt vor Anschlagsgefahr Großeinsatz: Polizei warnt vor Anschlagsgefahr
Chronik

Großeinsatz: Polizei warnt vor Anschlagsgefahr

Hinweise der DSN: Islamistisch motivierter Anschlag in der Bundeshauptstadt geplant.
W24 Redaktion
Mittwoch, 15. März 2023
Verfasst am 15.03.2023 von W24 Redaktion

Die Wiener Polizei hat am Mittwochvormittag vor einer Anschlagsgefahr gegen religiöse Einrichtungen in der Bundeshauptstadt gewarnt. "Aktuell werden Sie im Stadtgebiet vermehrt Polizeikräfte tw. mit Sonderausrüstung wahrnehmen", hieß es auf dem Twitter-Account der Wiener Polizei. "Die Direktion Staatsschutz & Nachrichtendienst (DSN, Anm.) erlangte Hinweise, dass ein islamistisch motivierter Anschlag in Wien geplant ist", twitterte die Wiener Polizei etwas später.

"Aufgrund einer Gefährdungseinschätzung der DSN sowie mehrerer LVT wurde als Vorsichtsmaßnahme eine verstärkte Überwachung und Bewachung neuralgischer Orte bzw. Objekte in Wien angeordnet. Hierzu sind im öffentlichen Raum uniformierte Kräfte der Polizei sichtbar, die sich aus Bezirkskräften, der WEGA sowie dem EKO Cobra zusammensetzen", hieß es in dem Polizei-Tweet. "Die Dauer dieses verstärkten Objektschutzes kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Sollte für die Bevölkerung eine konkrete Gefahr an einem konkreten Ort bestehen, warnt die LPD (Landespolizeidirektion, Anm.) Wien sofort über alle verfügbaren Kanäle." Die Bevölkerung wurde aufgerufen, keine Gerüchte zu verbreiten, bzw. Fotos oder Videos vom Polizeieinsatz anzufertigen und zu teilen.

Offiziell unbestätigten Informationen zufolge könnten sich die Anschlagspläne gegen Einrichtungen der syrisch-christlichen Diaspora in der Bundeshauptstadt richten. Seitens der Polizei bzw. des Innenministeriums wurde dies aber nicht bestätigt. Ebenso wenig wurden Posts kommentiert, die sich schon in der Früh über soziale Medien verbreiteten, wonach nach einem SUV mit ausländischem Kennzeichen und vier Insassen gefahndet werde, von denen einer eine Schussverletzung an der Hand haben soll. Wann der Einsatz begonnen hatte, sagte Polizeisprecher Markus Dittrich nicht. "Der Einsatz startete, nachdem wir Kenntnis von den Hinweisen auf die Anschlagspläne erhalten haben."

Der Wiener Dompfarrer Toni Faber bestätigte Mittwochvormittag gegenüber "Kathpress", dass man um eine Gefahrenlage wisse. Nähere Details könne er dazu aber nicht nennen. Er sei aber jedenfalls der Polizei bzw. den Sicherheitsbehörden dankbar, "dass sie die Lage im Griff haben und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen ergriffen haben". Michael Prüller, Sprecher der Erzdiözese Wien, erklärte: "Die Attentatsgefahr ist nicht so evident, dass eine Schließung der Kirchen notwendig wäre." Aktuell ändere sich am Ablauf von Messen nichts. Die katholische Kirche sei in engem Austausch mit der Polizei. "Wir wissen, dass stärker kontrolliert wird."

Der Gründer der syrisch-othodoxen Kirche in Österreich, Emanuel Aydin, hatte nach eigenen Angaben noch keinen direkten Kontakt mit der Polizei. Beamte seien in der Umgebung seiner Kirche in Favoriten gewesen und hätten mit Mitgliedern der Gemeinde gesprochen. Das Gotteshaus sei weiterhin geöffnet. Ein Augenzeuge berichtete der APA von einem größeren Polizeieinsatz bei der Kirche in der Früh, an dem mehrere Beamte beteiligt waren. Diese hätten den Eindruck gemacht, als seien sie auf der Suche nach jemandem.

Bischof Gabriel von der koptisch-orthodoxen Kirche bestätigte gegenüber dem Ö1-"Mittagsjournal", man sei über eine Bedrohungslage informiert worden. "krone.at" hatte von einer Anschlagsgefahr konkret gegen koptische Kirchen berichtet, weil eine syrische jihadistische Gruppe Landsleuten drohe, die nicht für den Jihad kämpfen wollten.

Tarafa Baghajati, Obmann der "Initiative Muslimischer Österreicherinnen und Österreicher" (IMO), zeigte sich im Gespräch mit der APA betroffen und schockiert über die möglichen Anschlagspläne. Von solchen Tendenzen wären auch gemäßigte Imame und oder muslimische Persönlichkeiten betroffen, betonte er. In den vergangenen Jahren hätten immer wieder auch muslimische Persönlichkeiten Polizeischutz in Anspruch nehmen müssen, weil sie vom IS bedroht oder auf eine "Todesliste" gesetzt worden seien.

Das Bundesheer wurde zunächst nicht zur Assistenz herangezogen, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Oberst Michael Bauer, der APA. "Unsere Kräfte, die routinemäßig die Botschaften bewachen, sind sensibilisiert." Bei einem Lokalaugenschein in der Innenstadt war nur wenig verstärkte Polizeipräsenz wahrzunehmen. (apa/red)