Innere Stadt: Wo sind all die Leute hin?
Die Wiener Innenstadt ist heuer ohne Sommertouristen deutlich leerer als sonst. Das lässt sich an Analysen anonymisierter Bewegungsdaten des Telekomunternehmens A1 und der Firma Invenium ablesen. Über den Sommer und zum Schulstart präsentierten sich hingegen die Wiener wieder fast so mobil wie vor dem Corona-Lockdown. Waren vor dem Lockdown im Durchschnitt täglich in etwa 75 Prozent der Bürger mehr als einen Kilometer weit unterwegs, sank dieser Wert während Corona-Hochzeiten im März oder April auf rund 43 Prozent. Im Laufe des Sommers gehörten dann wieder 72 Prozent dieser Mobilitätsgruppe an und mit der nun vollzogenen Rückkehr an die Schulen ging dieser Wert um einen weiteren Prozentpunkt hinauf. Man sei nun fast wieder beim Ausgangswert, "aber eben noch nicht ganz", so die Experten, die über lange Zeit hinweg regelmäßig Auswertungen an den Covid-19-Krisenstab lieferten. Dass es noch kleinere Unterschiede gibt, könnte auf die Zunahme beim Homeoffice zurückzuführen sein. Ob der jüngste Aufruf der Regierung, angesichts steigender Fallzahlen diesem Modell wieder mehr zu folgen, Wirkung zeigt, lasse sich bis dato anhand der Daten nicht sagen.
Drastischer Rückgang im Jahresvergleich
Mit freiem Auge immer noch deutlich sichtbar ist die Coronakrise an vielen Wiener Tourismus-Hotspots: Während die Mariahilfer Straße im Lockdown quasi leergefegt war, stieg das Passantenaufkommen dort im Mai wieder an. Im Vergleich mit dem September 2019 sind auf der Shoppingmeile momentan aber noch immer rund ein Viertel weniger Menschen unterwegs. Am noch stärker touristisch geprägten Stephansplatz und am Graben in Wien-Innere Stadt beträgt der Rückgang im Jahresvergleich noch deutlichere 36 Prozent.
"Da fehlen die internationalen Touristen", sagte Mayerthaler. Die machen dort sonst rund ein Drittel der Passanten aus, aktuell sind es in etwa 14 Prozent. Anhand der eingewählten ausländischen SIM-Karten zeigt sich, "dass vor allem die deutschen Gäste stark auslassen". Im September-Vergleich sieht man, dass nur etwa halb so viele Deutsche wie sonst dort zugegen sind. Gäste aus Ländern wie Großbritannien bleiben fast vollständig fern, zeigen die Analysen. Der Wunsch des Städtetourismus insgesamt, dies mit einem Plus an heimischen Gästen wettzumachen, habe sich definitiv nicht erfüllt, so die Experten.
Die Analysen über die Bewegungsmuster in Österreich werden von Invenium, einem Spin-off der Technischen Universität (TU) Graz, aufgrund von Information darüber erstellt, welche Mobiltelefone sich über die SIM-Karte über den Tag verteilt an welchen Handymasten einwählen. Die Grunddaten bleiben bei A1. Jedes Handy erhält aus Datenschutzgründen eine für das Tracking automatisch zufällig generierte Nummer zugewiesen, die alle 24 Stunden neu vergeben wird.