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Entrümpeln im Wiener Stil Entrümpeln im Wiener Stil
Kunst

Entrümpeln im Wiener Stil

Seit 1999 gibt es in Wien Lagerräume zum Anmieten. Eine Schau im MUSA widmet sich den sog. Selfstorages.
Vanessa Kogler
Donnerstag, 14. Februar 2019
Verfasst am 14.02.2019 von Vanessa Kogler

Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, Dinge in sogenannten Selfstorages zu lagern. Diesem Phänomen, das auch in Wien in den vergangenen Jahren stark gewachsen ist, widmet sich das Wien Museum in einer neuen Schau im MUSA (1., Felderstraße 6-8).   

In der Ausstellung werden sechs Menschen und ihre Schätze, die sie in verschiedenen Lagerräumen in Wien verstauen, porträtiert. Der Ausstellungsraum wurde in Anlehnung an ein Containerlager konzipiert. Abteile aus weißem Wellblech bilden die Lagerstätten der sechs porträtierten Menschen mitsamt einem Teil ihrer Besitztümer nach.

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Mittlerweile 15 Selfstorage-Anbieter in Wien

In Wien wurde der erste Selfstorage (von "Self Service Storage"), also Lagerräume, die angemietet werden können und fast rund um die Uhr zugänglich sind, 1999 "mit einer bescheidenen Fläche von 195 Quadratmetern" eröffnet, erzählte am Mittwoch Peter Stuiber, der die Schau gemeinsam mit Martina Nußbaumer kuratiert hat. Mittlerweile gibt es rund 15 Anbieter am Wiener Markt, die insgesamt geschätzt 95.000 Quadratmeter Lagerfläche an 60 Standorten anbieten.

Kleidersammlung und Kinderspielzeug

Die langen Korridore mit verschlossenen Türen, die auf Fotos in der Schau abgebildet sind, machen neugierig darauf, was sich dahinter verbirgt. In der Ausstellung, für die zumindest sechs Mieter ihre Depots geöffnet haben, kann diese Neugier ein bisschen befriedigt werden. Zu entdecken gibt es etwa die Kleidersammlung von Renata Werdung, die ihre knapp drei Quadratmeter Lagerfläche als begehbaren Kleiderschrank nutzt und dort Abendkleider aus 30 Jahren Opernballbesuchen verstaut. Eine Modedesignerin verwahrt alte Schnittmuster, ein Komponist Audioaufnahmen und Manuskripte und eine Frau unter anderem altes Kinderspielzeug mit der Hoffnung, es an künftige Enkelkinder weitergeben zu können.

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Die externen Lager regen auch die Fantasie von Filmemachern an. "Da hat der Selfstorage so ein bisschen den Keller abgelöst", sagte Nußbaumer. Eine Auswahl an Filmausschnitten von "Das Schweigen der Lämmer" über "Tatort" bis zu "Breaking Bad" zeigt, wie die Lagerräume als Ort des Schreckens, überraschender Funde oder als Zufluchtsort inszeniert werden.

Stadtbild-Debatten wegen Selfstorages

Die "Häuser für Dinge", etwa das wuchtige "My Place"-Gebäude am Gaudenzdorfer Gürtel oder zuplakatierte Lagerräume in Erdgeschoßlokalen, sind auch Anlass für Debatten um das Stadtbild. Dieser Frage wird zwar leider nicht in der Ausstellung selbst nachgegangen, sie wird aber in einer Begleitveranstaltung am 28. März diskutiert. Die Schau, die am Donnerstag eröffnet wird, läuft bis 7. April.(apa/vk)

Info:
Wo Dinge wohnen. Das Phänomen Selfstorage"
MUSA, 1., Felderstraße 6-8
14. Februar bis 7. April,
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 18 Uhr
Eintritt: 7 Euro

Bilder: Klaus Pichler/Wien Museum