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Handel: Insolvenzen kosteten 10.000 Menschen Job Handel: Insolvenzen kosteten 10.000 Menschen Job
Wirtschaft

Handel: Insolvenzen kosteten 10.000 Menschen Job

Alarmierend: Schlecker, Zielpunkt, bauMax und jetzt Kika/Leiner: Die jüngsten Großinsolvenzen kosteten 10.000 Menschen ihre Arbeit.
Hannes Huss
Freitag, 17. August 2018
Verfasst am 17.08.2018 von Hannes Huss

1150 Mitarbeiter der Möbelkette Kika/Leiner müssen ihren Job aufgeben, vier Standorte (2 Leiner, 2 Kika) werden ihre Pforten dicht machen müssen. Nach der Übernahme des neuen Mutterkonzerns Signa steht nun fest, dass die Firma auf ein beachtliches Sparprogramm umschwenken muss. Signa hat somit die betreffenden Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. Der Betriebsrat gibt sich naturgemäß enttäuscht und traurig, sieht aber ein, dass "gespart werden müsse", damit das Unternehmen weiter bestehen kann.

Leiner

Kika/Leiner lässt personell ordentlich Federn - vier Standorte (Innsbruck, Vösendorf, Wiener Neustadt, Spittal an der Drau) sperren zu.
(Bild: Presse Kika/Leiner)


Die österreichische Handelsbranche ist in den letzten Jahren von zahlreichen Großinsolvenzen erschüttert worden: Bei Pleiten, Zerschlagungen und Übernahmen haben seit 2010 mehr als 10.000 Personen ihren Job verloren. Am meisten Stellen kosteten das Ende von Dayli/Schlecker, Zielpunkt, Cosmos und Quelle. Große Jobverluste gab es auch bei Übernahmen wie bauMax sowie Eybl und nun auch bei Kika/Leiner.

Vor allem Frauen betroffen

Nach der Wirtschaftskrise 2008/09 läuteten der Versandhändler Quelle und der Elektrohändler Cosmos im Jahr 2010 die in der österreichischen Handelsgeschichte der Nachkriegszeit beispiellose Serie an Insolvenzen und Notverkäufen ein. Vor allem ältere, schlechter qualifizierte Frauen sind die größten Leidtragenden der Pleitewelle.

Bei der Quelle-Pleite verloren im Jahr 2010 rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job, die Cosmos-Insolvenz kostete knapp 1.200 Stellen. Zwei Jahre später meldete auch der Versandhändler Neckermann in Österreich Insolvenz an, 120 Beschäftigte mussten gehen. Die Übernahme der Schlecker-Filialen in Österreich durch den Investor Rudolf Haberleitner und das Umbranding in Dayli endete im Jahr 2013 in der Insolvenz. Mehr als 3.500 Beschäftigte - vorwiegend Frauen - standen nach der Dayli-Pleite ohne Job da. Ebenfalls im Jahr 2013 meldete der Elektrohändler Niedermeyer Insolvenz an, rund 600 Mitarbeiter mussten sich eine neue Stelle suchen.

Der nächste Elektrohändler strauchelte im Jahr 2014. Der Wiener Computerhändler DiTech wuchs zu schnell und war letztendlich unprofitabel. 250 Mitarbeiter mussten wegen der Pleite gehen. Beim insolventen Blumenhändler Holland Blumen Mark wurde 2014 der Großteil der Filialen von einem Mitbewerber übernommen. 200 der 330 Stellen wurden dadurch erhalten. Der Kauf der oberösterreichischen Sporthandelskette Eybl/Sports Experts durch den britischen Diskonter Sports Direct kostete ebenfalls viele Arbeitsplätze. Zwischen 2014 und 2017 fielen rund 400 Jobs weg.

Bei der Zerschlagung der Baumarktkette bauMax im Jahr 2015 gingen 500 Stellen verloren, 3.200 Mitarbeiter wurden bei Filialübernahmen - u.a. von Obi und Hagebau - übernommen. Die Übernahme der angeschlagenen Supermarktkette Zielpunkt durch das oberösterreichische Traditions-Handelshaus Pfeiffer endete nach zwei Jahren in einer Pleite. Anfang 2016 verloren 1.500 Mitarbeiter ihren Job, 1.200 Personen wurden im Rahmen von Zielpunkt-Filialübernahmen - u.a. durch Spar, Rewe (Billa) und Hofer - weiterbeschäftigt.

Auch im Jahr 2018 ging es mit Pleiten in der Handelsbranche weiter. Bei der insolventen Autozubehörkette Forstinger wurden rund 120 Stellen gestrichen. Wegen der Insolvenz der Modekette Charles Vögele Österreich wackeln seit Anfang August rund 700 Arbeitsplätze.

Am Donnerstag gab es die nächste Hiobsbotschaft für die Handelsbranche: Der neue Kika/Leiner-Eigentümer - die Signa Holding des Tiroler Investors Rene Benko - will rund ein Fünftel der Belegschaft abbauen. Über 1.000 Mitarbeiter sind von dem Jobabbau betroffen. (APA/hh)