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Wiener Praterstraße: Wegfall von Fahrspur? Wiener Praterstraße: Wegfall von Fahrspur?
Verkehr

Wiener Praterstraße: Wegfall von Fahrspur?

Die Überlegungen von Bezirksvorsteherin (Grüne) ernten teils hefitge Kritik von SPÖ, FPÖ, ÖVP und dem ÖAMTC.
Alessa Däger
Freitag, 27. Juli 2018
Verfasst am 27.07.2018 von Alessa Däger

Die Praterstraße in der Leopoldstadt soll verkehrsberuhigt(er) werden. Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger (Grüne) will auf der Achse zwischen Donaukanal und Praterstern u.a. mehr Platz für Radfahrer schaffen. Im Fußgänger- und Ladezonenbereich könne man nichts wegnehmen. "Bleibt also nur die Fahrbahn", so Lichtenegger. Eine Studie darüber, welche Auswirkungen es haben würde, wenn man eine Fahrspur wegnimmt, laufe bereits. Laut Lichtenegger könne man auch über ein Nacht-Tempo von 30 km/h nachdenken, um den Vekehr zu beruhigen.

Den Autoverkehr vermindern will Lichtenegger auch vor Schulen. Deshalb startet nach den Sommerferien vor der Ganztagsvolksschule in der Vereinsgasse das Pilotprojekt "Schulstraße", das erste dieser Art in Wien. Dabei wird die Straße eine halbe Stunde vor Schulbeginn abgesperrt. Nach zwei Monaten wird evaluiert, wobei Lichtenegger hofft, dass die Schulstraße weiterhin bleiben kann.

Kritik an Fahrbahnreduktion

Die in den Raum gestellte Fahrbahnreduktion stößt in Wien auf Skepsis und Ablehnung. Nicht nur FPÖ, ÖVP und der ÖAMTC sprechen sich dagegen aus, auch der Koalitonspartner SPÖ fordert eine "vernünftige Verkehrspolitik" ein.

SPÖ sieht Vorpreschen als Aufwärmen von Wahlkampfthemen

SPÖ-Mandatar Gerhard Kubik kritisiert per Aussendung am Freitag das "Vorpreschen" Lichteneggers: "In dieser Form ist die Diskussion um eine Spurverengung nur ein Aufwärmen eines Wahlkampfthemas." Die vom Bezirk initiierte Verkehrsstudie müsse abgewartet werden. "Wir wollen keine Resultate der Erhebung vorwegnehmen. Wenn wir über Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung diskutieren, dann nur, wenn wir alle Fakten kennen. Das ist vernünftige Verkehrspolitik, die alle Interessen wahrt", meint Kubik.

FPÖ befürchtet "absolutes Chaos"

FPÖ-Klubobmann Anton Mahdalik ärgert sich über die "Schnapsidee" und die "neuerliche Schikane der Wiener Autofahrer". Die Wegnahme von Fahrspuren würde ein "absolutes Chaos" zur Folge haben, ergänzt der blaue Bezirksparteiobmann Wolfgang Seidl. Vor allem Pendler aus der Donaustadt würden mit enormen Einschränkungen konfrontiert.

ÖVP verortet "Frotzelei für alle Verkehrsteilnehmer"

Auch die Volkspartei ist von der "Frotzelei für alle Verkehrsteilnehmer" alles andere als begeistert. "Die Grünen wollen ihre Ideologie den Menschen zwanghaft auferlegen, damit sie ihr Auto stehen lassen müssen. Das kann nicht sein", resümiert Verkehrssprecher Manfred Juraczka und die Leopoldstädter Parteiobfrau Sabine Schwarz. Im Bürgerbeteiligungsverfahren hätten viele Bewohner Bedenken bezüglich einer Fahrspurverengung gezeigt. "Sie vertreten die Bevölkerung als Bezirksvorsteherin, nicht Ihre Partei", richtet die ÖVP Lichtenegger aus.

ÖAMTC denkt der Wegfall eines Fahrstreifens sei "nicht vorstellbar"

Ablehnend äußert sich zudem der ÖAMTC. Der Wegfall eines Fahrstreifens sei "nicht vorstellbar", denn als wesentliche Verbindungsstrecke zwischen Innenstadt und Praterstern müsse der Verkehrsfluss unbedingt erhalten bleiben, fordert Nikolaus Authried vom Autofahrerclub. Für Alternativen ist der ÖAMTC aber zu haben - etwa eine Aufhebung der Radweg-Benützungspflicht in der Praterstraße. Außerdem könnten die Radwege in Richtung der Grünflächen - dort, wo es möglich ist - verbreitert werden, so der Vorschlag Authrieds. (APA/red)

Bild: Flickr/Charles Hoffmann/CC 2.0