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Uni Wien: Neue Wanderausstellung "Shoah" Uni Wien: Neue Wanderausstellung "Shoah"
Kultur

Uni Wien: Neue Wanderausstellung "Shoah"

"Shoah - Wie war es menschlich möglich" ist der Titel einer neuen Ausstellung an der Universität Wien.
Hannes Huss
Freitag, 13. April 2018
Verfasst am 13.04.2018 von Hannes Huss

Die gesamte Geschichte der Verfolgung und Vernichtung von Juden durch die Nationalsozialisten zeigt die erste nur als Wanderausstellung konzipierte Schau der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, die am Dienstag eröffnet wurde. Erweitert um einen Österreich-Teil ist "Shoah - Wie war es menschlich möglich?" im Rahmen des Gedenkjahres bis 30. Juni erstmals in Europa an der Universität Wien zu sehen.

Wie war es menschlich möglich, dass Manipulation, Neid und Vorurteile Fremdenhass, Antisemitismus und Rassismus derart förderten, dass Millionen von Menschen innerhalb weniger Jahre ohne nennenswerte Widerstände der Bevölkerung getötet werden konnten. Dieser Frage widmet sich die Yad Vashem-Ausstellung, ohne freilich explizite Antworten zu liefern. Vielmehr erhalten Besucher auf 19 Schautafeln einen fundierten geschichtlichen Überblick über den beispiellosen Genozid an der jüdischen Bevölkerung in Europa zwischen 1933 und 1945.

Neben den wichtigsten Ereignissen zeigt die Ausstellung thematische Reflexionen, etwa die jüdische Reaktion, die Haltung der Mehrheit der Menschen und der "Gerechten unter den Völkern". Als solche werden jene nicht-jüdischen Personen bezeichnet, die während des Nationalsozialismus ihr Leben riskierten, um Juden zu retten. Insgesamt wurden 95 Österreicher als solche anerkannt, darunter etwa die Schauspielerin Dorothea Neff, die ihre Freundin Lilly Wolff bis zum Ende des Krieges versteckte, und der ein Teil der Schau gewidmet ist.

Um einen Österreichbezug zum Holocaust herzustellen, wurden in Wien vier weitere Schautafeln unter der Ägide der Historiker Oliver Rathkolb und Brigitte Bailer-Galanda vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien hinzugefügt. In Österreich hatte der Antisemitismus bereits lange vor dem "Anschluss" Tradition. Anschaulich wird diese ideologische Vorgeschichte der Shoah auch auf den Österreich-Tafeln, etwa anhand von Zitaten des Wiener Bürgermeisters Karl Lueger, der den Antisemitismus erfolgreich als Mittel seiner Politik einsetzte, oder auf einer 1903 geschriebenen Karte des Führers der Deutschnationalen, Georg von Schönerer, an Richard Wagner, die mit dem Satz "Der Jude ist der plastische Dämon des Verfalls der Menschheit" beginnt.

Nach Wien geholt hat die Ausstellung, die zuvor nur an der UNO in New York zu sehen war und danach nach Frankfurt/Oder weiterzieht, die Kommunikationsberaterin Milli Segal. Segals Familie wurde zum Großteil im Holocaust ermordet. "Bei mir zuhause war der Holocaust ein Mitbewohner, manchmal ein stiller, manchmal gar nicht so still", erzählt Segal. Es sei ihr deshalb wichtig, aufzuzeigen, was geschehen kann, wenn Menschenverachtung und das Nichtzurückschrecken vor Mord an Unschuldigen die Oberhand gewinnt. "Es gibt keine Sicherheit, dass solche Gräueltaten nicht wieder geschehen können", beschreibt Segal ihre Motivation, dafür zu sorgen, dass "wir uns erinnern". (APA/Red)