Schließen
"Klingeln kann Schlimmes verhindern" "Klingeln kann Schlimmes verhindern"
Gesellschaft

"Klingeln kann Schlimmes verhindern"

Das Projekt "Stop" will sensibilisieren und Nachbarschaften stärken. Am Montag war Auftakt im Margaretner Reumannhof.
Vanessa Kogler
Montag, 18. Februar 2019
Verfasst am 18.02.2019 von Vanessa Kogler

In Wien gibt es ein neues Projekt, das häuslicher Gewalt entgegenwirken soll. Die Initiative "StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt" will die Nachbarschaft im Rahmen regelmäßiger Frauen- und Männertische für das Thema sensibilisieren, wie bei einer Pressekonferenz am Montag erklärt wurde.

„Viele schweigen viel zu lange“

"Frauen, die von ihrem Partner geschlagen und misshandelt werden, tun sich oft sehr schwer, zu einer offiziellen Beratungsstelle zu gehen. Viele schweigen viel zu lange", sagte Maria Rösslhumer vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, die die Initiative leitet. "Engagierte Nachbarn können Präsenz zeigen, sie schauen hin, sie drehen den Fernseher nicht lauter, wenn Schreie aus der Nachbarwohnung kommen, sondern hören hin", meinte Rösslhumer: "Manchmal kann ein Klingeln an der Tür schon Schlimmes verhindern."

Start im Reumannhof

Die Initiative startet im Reumannhof im 5. Bezirk. Hier leben rund 1.000 Menschen. In weiterer Folge soll das Projekt, mit Unterstützung des Bezirks, auf ganz Margareten ausgeweitet werden. Drei Jahre lang werden SozialarbeiterInnen im und rund um den Gemeindebau unterwegs sein. Es soll sogenannte Frauen- und Männertische geben. Aber auch Gespräche in Cafés oder Parks. Auch das Nachbarschaftsservice „Wohnpartner“ ist mit an Bord, allein in Margareten wird das Projekt „stop“ dadurch in 70 Gemeindebauten sichtbar.

Schaefer-Wiery: Mehr Grätzelpolizisten

Die Initiative will eng mit der Polizei zusammenarbeiten. Eine Art Bürgerwehr wolle man aber nicht sein, stellt Rösslhumer gegenüber W24 klar. Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery (SPÖ) forderte in diesem Zusammenhang mehr Grätzelpolizisten für den 5. Bezirk. Denn die Anzahl der Wegweisungen sei in Margareten um 25 Prozent gesunken.

Frauen- und Männertische: Start im April

Im Rahmen des Projekts werden regelmäßige Treffen organisiert, bei denen die Bewohner geschult werden und sich austauschen können. Die Frauentische wird es ab 8. April alle zwei Wochen montags im Wohnpartner-Lokal im Reumannhof geben. Die Männertische starten in der ersten Aprilwoche, sie finden zweiwöchentlich am Donnerstag im nahe gelegenen Neunerhaus-Cafe (Margaretenstraße 166) statt. Angedacht sind auch sog. „Jugend-Tische".

Um das Bewusstsein für Gewalt an Frauen zu erhöhen, schlagen die Initiatoren weitere Maßnahmen vor: So könnten Schulen das Thema in den Unterricht integrieren und die Bezirksvertretung bzw. Sportzentren Deeskalationstrainings anbieten. Ein Platz im Bezirk könnte nach einer Frau, die von ihrem Mann ermordet wurde, umbenannt werden.

Pilotprojekt läuft bis Dezember 2021

Das Vorbild stammt aus Deutschland, wo es mittlerweile in vier Städten, darunter Hamburg, erfolgreich eingesetzt werde, erklärte die stellvertretende Bezirksvorsteherin Nikola Furtenbach (Grüne). In Margareten ist es vorerst auf drei Jahre angelegt. Die Kosten dafür betragen 270.000 Euro. Das Pilotprojekt ist allerdings noch nicht ausfinanziert. "Wir hoffen, dass uns die Stadt Wien noch unterstützt", sagte Rösslhumer. Langfristiges Ziel ist, die Initiative auf ganz Wien auszuweiten. (apa/vk)