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Kaup-Hasler will Institutionen neu ausrichten Kaup-Hasler will Institutionen neu ausrichten
Kultur

Kaup-Hasler will Institutionen neu ausrichten

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler ist voller Ideen, was die Neuausrichtung von Volkstheater und Co. betrifft
Hannes Huss
Samstag, 16. Juni 2018
Verfasst am 16.06.2018 von Hannes Huss

Kunsthalle Wien, Volkstheater, Festwochen: Wiens neue Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigt sich derzeit voller Ideen und präsentiert in einem Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA) auch gleich einige konkrete Vorhaben. Bevor sie wichtige Personalentscheidungen trifft, geht es ihr zunächst um das Finden neuer Strategien, um Wiener Kulturinstitutionen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Für die Freie Szene plant sie definitiv neue Räume.

Nach dem überraschenden Abgang von Nicolaus Schafhausen in der Kunsthalle Wien, der die Institution im Frühjahr 2019 verlässt, laut der Stadträtin aber noch ein Programm bis Ende 2019 vorlegt, ist bald eine erste große Personalentscheidung zu treffen. Doch wie Kaup-Hasler betont, geht es ihr zunächst um das grundsätzliche Nachdenken über die Strukturen der Kunsthalle. Angedacht ist der Austausch in "einem Kreis von Expertinnen und Experten": "Natürlich habe ich eigene Vorstellungen. Aber ich bin hier ja nicht die Prinzipalin oder Intendantin, sondern verstehe das auch als wichtigen Prozess in einer Kunst-Community. Erst dann, wenn Grundentscheidungen fallen, wo und wie die Kunsthalle funktionieren kann, wird es um die Personaldebatte gehen." Der Standort müsse ebenso hinterfragt werden wie die Inhalte.

Eine weitere Personalie steht auch mit der Ausschreibung der Volkstheater-Leitung an. Anna Badora hat zuletzt unmissverständlich gesagt, dass sie sich mit der derzeitigen Subventionshöhe nicht wieder bewerben würde. "Wir sind in ganz intensiven Gesprächen", so Kaup-Hasler. "Ich schätze Badoras Arbeit, die sie in Graz gemacht hat, wirklich sehr. Dort hat sie mit einer sehr guten Dramaturgin an ihrer Seite einen Weg gefunden, das Theater zum blühen zu bringen und mit der Stadt zu kommunizieren." Sie bedaure, dass das in Wien offenbar anders als in Graz gelaufen sei. Nun sei man dabei, "das gemeinsam zu evaluieren und Weichenstellungen für die Zukunft des Volkstheaters vorzubereiten".

Konkret geht es Kaup-Hasler um einen Thinktank, in dem darüber nachgedacht werden soll, "welche Rolle dieses Theater mit seiner besonderen Geschichte und auch Lage als Volkstheater versus Hoftheater in einer sehr reichen Theaterstadt haben sollte, um eine einzigartige Stellung zu bekleiden". Dabei werde auch die Frage sein, ob es dabei nur um Spielpläne gehe oder auch um das Neudenken von Formaten und Inhalten. "Diese Zeit muss man sich geben, um das Theater neu aufzusetzen." Auf die Frage, ob Badora an diesem Prozess teilnehmen wird, antwortet Kaup-Hasler knapp: "Das werden wir sehen." Im Falle von Badora führt Kaup-Hasler jedoch auch ins Treffen, dass die dringenden Sanierungsarbeiten deren künstlerische Arbeit beeinträchtigt haben. "Daher hoffe ich, dass der Bund sein Versprechen einhält, ebenfalls 12 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen. Das würde eine zukünftige Neuausrichtung maßgeblich erleichtern, wenn der Bund sein Ja schnell gibt. Es ist ja ein Theater, das für alle in der Stadt zur Verfügung stehen soll."

Was die Zukunft der Vereinigten Bühnen Wien - insbesondere in der Musicalsparte - betrifft, erbittet sich Kaup-Hasler Zeit, "mir das genau anzuschauen". In Wien fänden Musicals in historischen Gebäuden statt, die geringere Kapazitäten haben. "Das macht es hier teurer, wenn wir an der lang vor meiner Zeit gefallenen Entscheidung festhalten wollen, in dieser alten Bausubstanz zu spielen." Eine Alternative wäre laut der Stadträtin eine Halle außerhalb des Zentrums. "Aber wollen wir das? Diese Dinge sind in allen Parametern durchzudenken."

Auch Lösungen für die prekäre Situation der Freien Szene stehen für Kaup-Hasler ganz oben auf der Prioritätenliste. "Die Freie Szene sollte unbedingt gestärkt werden. Es klingt ja immer so, als ob das irgendwelche alternativen Heinis sind. Wir reden da aber von ganz individuellen Menschen und Gruppen in unterschiedlichsten Feldern." Sie würde sich die Etablierung mehrerer Orte wünschen, "die Laborsituationen ermöglichen". Diesbezüglich werde sie sich mit ihrem Team etwa den Leerstand anschauen. "Mir schweben auch Räumlichkeiten vor, wo nicht nur geprobt, sondern auch gespielt wird. Orte, um interdisziplinär zusammenzukommen." Als Vorbild sieht sie da etwa Brüssel, wo teilweise konventionelle Theater oder Fabriken adaptiert wurden, um Menschen wie Lauwers oder De Keersmaeker, "die jetzt Weltkünstler sind", Raum zu geben. "Mir geht es um Räume, die nicht die ewigen kleinen Kämmerchen sind, in denen sie kleine Arbeiten vor kleinem Publikum machen."

Bild: SPÖ Wien