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Wenn der Chef ständig anruft Wenn der Chef ständig anruft
Arbeit

Wenn der Chef ständig anruft

Mittlerweile sind 81 Prozent aller Österreicher für ihren Chef ständig erreichbar. Die Arbeiterkammer schlägt Alarm.
Hannes Huss
Dienstag, 10. April 2018
Verfasst am 10.04.2018 von Hannes Huss

Wenn das Smartphone auch in der Nacht klingelt und vibriert und der Chef mit Aufgaben nicht bis zum nächsten Tag warten kann: Vier von fünf Österreichern sind mittlerweile auch außerhalb der Arbeitszeit für ihre Firma erreichbar. Drei Viertel davon bekommen aber dafür nichts bezahlt, so die Ergebnisse einer Online-Umfrage der Arbeiterkammer (AK). Von insgesamt 54 Prozent der Befragten werde aber seitens des Arbeitgebers erwartet, dass sie schnellstmöglich reagieren. Für die Kammer ist das höchst alarmierend.

Im vergangenen Herbst befragte die AK online rund 3.500 Personen zum Thema "permanente Erreichbarkeit". 81 Prozent gaben an, auch in der Freizeit, im Urlaub oder im Krankenstand für die Arbeit erreichbar zu sein, nur zwölf Prozent sagten das Gegenteil. "Niemand ist zu einer dauerhaften Rufbereitschaft verpflichtet, die noch dazu in der Vielzahl der Fälle nicht abgegolten wird", sagte Silvia Hruska-Frank, stellvertretende Leiterin der Abteilung Sozialpolitik der AK. Vielmehr hätten Arbeitnehmer ein Recht auf ungestörte Freizeit.

Nur knapp jeder Achte bekommt die zusätzliche Erreichbarkeit dauerhaft bezahlt, elf Prozent werden manchmal dafür entlohnt und drei Viertel nie. Dabei wirkt die ständige Erreichbarkeit für 61 Prozent der Befragten störend und belastend. Allerdings sind Arbeitnehmer nicht generell dazu verpflichtet, dauernd auf Anrufe und SMS zu reagieren. "Sie müssen nur erreichbar sein, wenn eine Rufbereitschaft vereinbart wurde - die ist dann aber auch extra abzugelten. Wenn Sie dienstlich kontaktiert werden, gilt die verwendete Zeit als Arbeitszeit und ist entsprechend zu bezahlen", erklärte Hruska-Frank. Ständige Erreichbarkeit ist laut AK auch kein Phänomen, das nur bei gut bezahlten Angestellten vorkommt, sondern ist bei weniger gebildeten Menschen noch stärker verbreitet.