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Festwochen: Kunst, Politik und Aktivismus Festwochen: Kunst, Politik und Aktivismus
Kultur

Festwochen: Kunst, Politik und Aktivismus

Das Publikum ist jedenfalls dazu aufgerufen, seine Stimme zu erheben - zum Auftakt sind am Freitag alle zum Mitsingen der Hymne eingeladen.
W24 Redaktion
Mittwoch, 15. Mai 2024
Verfasst am 15.05.2024 von W24 Redaktion

"Menschen aus allen Spektren der Kunst, Politik und des Aktivismus" versammeln die Wiener Festwochen am Freitagabend bei der traditionellen Eröffnung am Rathausplatz. Allein: Traditionell soll es dabei nicht zugehen, wie Festwochen-Intendant Milo Rau am Mittwoch bei der Pressekonferenz wissen ließ. Mit dem Programm - von Pussy Riot über Elfriede Jelinek bis zu Bipolar Feminin - sei "eine Mischung gelungen, den Platz trotz des angekündigten Regens zum Explodieren zu bringen".

Bei früheren Ausgaben der Eröffnung seien gefühlt "immer dieselben 20 Stimmen" zu hören gewesen, "und ich habe mich gefragt: Wo sind die anderen zwei Millionen?", so Milo Rau, der mit der Eröffnung die "Freie Republik Wien" ausrufen will und mit den beteiligten Acts, zu denen u.a. auch die Musikerin Königin der Macht, Gustav und Voodoo Jürgens sowie Mitglieder des "Rats der Republik" wie die Aktivistin Carola Rackete, der Autor Kim de l'Horizon oder die Schriftstellerin Sibylle Berg gehören, einen Vorgeschmack auf die inhaltliche Breite des Programms geben will. Die musikalische Verantwortung für den Abend, bei dem es laut aktueller Wetterprognose regnen soll, liegt bei Herwig Zamernik alias Fuzzman, der auch für diverse Hymnen verantwortlich zeichnet, die an dem Abend erklingen werden.

"Das Schöne an der Freien Republik ist, dass wir auch das Wetter unter Kontrolle haben, mit Chemtrails geht das", scherzte der Musiker. "Da ich nicht für Mainstream zu haben bin, bin ich froh, dass das Festival sich traut, ein nicht mainstreamiges Musikprogramm zur Eröffnung zu haben", so Zamernik. Zu der proklamierten "Freien Republik Wien" gehören auch jene Flaggen, die Studierende für die Festwochen entworfen haben und die Farben wie Grün ("ökologisch"), Rot ("von Liebe erfüllt oder auch sozialistisch") oder Rosa ("für Gleichberechtigung der Genderbewegungen") enthalten. "Wir wollten uns nicht für eine Farbe der Demokratie entscheiden, sondern für alle", so Rau, der den immer wieder genannten Vergleich mit der palästinensischen Flagge als "absurd" bezeichnete.

Für Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ist die Eröffnung ein "Vorgeschmack auf ein Festival, das sozusagen die Polis bestimmt", erinnerte sie an Theaterfestivals in der Antike, bei denen Politik und Kunst verhandelt wurden, aber auch ein "Ort der Gemeinsamkeit und des Feierns" geschaffen wurde. Zu den im Vorfeld geführten Diskussionen rund um die "Rede an Europa" von Omri Boehm, aber auch Kritik an den Ratsmitgliedern wie der französischen Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux und dem ehemaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis sagte sie: "Wir haben im Vorfeld auch schwierige Auseinandersetzungen geführt, die auch notwendig waren." Dadurch sei ein "Raum des Sprechens und des Zuhörens" entstanden. Der Antisemitismus-Vorwurf habe ihr aber "auch eine Gesellschaft vorgeführt, die in vielen Bereichen angstbesetzt ist und wo man auch sagen muss: Wir müssen mit den Ängsten ernsthaft umgehen, aber nicht, indem wir jeden Trigger verhindern", so Kaup-Hasler im Gespräch mit der APA.

Boehm sei ein Mensch, der "das Thema der Aufklärung in dieses Jahrhundert retten möchte, der auch sagt, wir müssen von der reinen Identitätspolitik loskommen, die uns ja auch in vielen Bereichen treibt und bestimmt und einengt". Die Stadt Wien stehe trotz der vorherigen Debatten zu Milo Rau und seinem Programm. Bezüglich Ernaux und Varoufakis - die beide übrigens nicht physisch in Wien anwesend sein werden - habe sie "großes Vertrauen, dass die Festwochen, die künstlerisch total autonom sind, diese Personen im richtigen Kontexten einsetzen werden".